Dushan-Wegner

21.04.2021

Der ganze Preis der Corona-Panik

von Dushan Wegner, Lesezeit 7 Minuten, Foto von Gabriella Clare Marino
Das Merkelsystem lässt sich im Bundestag seinen Machtrausch abnicken. Währenddessen hören wir von Menschen, die sich aus Corona-Einsamkeit das Leben nehmen. – Wir überblicken noch lange nicht, wie schrecklich die Folgen der Corona-Panik sind!
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Ich weiß in meinem erweiterten Bekanntenkreis von drei Corona-Toten. Einer war ein Senior kurz vorm Achtzigsten, bei dem das Corona-Virus nachgewiesen wurde. Einer klagte seit Monaten über Einsamkeit und nahm sich schließlich mit einer Tabletten-Überdosis das Leben. Ein weiterer ertrug die Lage nicht mehr und erhängte sich.

Ich weiß nicht, ob alle drei auf gleiche Weise in den Corona-Zahlen erfasst werden, doch ich vermag heute nicht den Begriff »Corona-Tote« zu hören, ohne immer auch an die Menschen zu denken, die sich aus Einsamkeit das Leben nahmen. Und selbst wenn einer am Leib weiterlebt – sind denn Menschen, die ihre Hoffnung und ihre Freude am Leben verloren, nicht ebenso Opfer – nur eben nicht Opfer eines Virus, sondern der Politik?

Im Nacken brennend

Am 21.4.2021 gibt sich in Berlin das Merkel-System im Namen des Corona-Kampfes selbst die Macht, an Parlament und Föderalismus vorbei zu regieren und den Deutschen ihre elementaren Grundrechte zu nehmen – so es nicht vom Bundesverfassungsgericht gekippt wird.

Wenn das Infektionsschutzgesetz tatsächlich in Kraft tritt, und wenn das Verfassungsgericht sich nicht schützend vor die Verfassung und damit gegen das Merkel-System stellt, dann ist Deutschland nicht nur ein Propagandastaat neuen, modernen Stils zu nennen, sondern rutscht allmählich in eine neue Art des mit Angst und Moral begründeten Autoritarismus hinein. Teile der neuen Mechanismus sind sogar übler als »nur« ein reines Ermächtigungsgesetz, wie Professor Stefan Homburg (@SHomburg, 21.4.2021) erklärt, da Grundrechte quasi automatisch ausgeschaltet werden, und zwar mit Hilfe von Parametern, die recht einfach politisch zu steuern sind: »Künftig greift ab einer »Inzidenz« von 100 ein automatischer Lockdown ohne (!) Erlass von Rechtsverordnungen. Dagegen sind Verwaltungsgerichte machtlos.« 

Im deutschen Volksmund, wenn er nicht gerade das prüfende Auge der Sprachpolizei in seinem Nacken brennen spürt, wird Merkel schon mal »Honeckers Rache« genannt. Mit Verlaub: Merkel ist nicht Honeckers Rache – das System Merkel ist die letzte Konsequenz der Denkfehler, die Deutschland befallen haben.

Im Essay vom 18.6.2020 beschrieb ich die »Gentleman-Strategie«, welche sich an ein Bonmot-aus-klügeren-Zeiten anlehnt. Jenes Bonmot spricht vom Macho, welcher die Frau umzustoßen sucht, wogegen der Gentleman der Dame angeblich nur »beim Fallen hilft«.

Merkel war im Sinne dieser »Gentleman-Strategie« ein »Gentleman«, bevor sie »Macho« wurde. Merkel sah eine Schwäche (wieviel wusste sie vorab, bevor sie es von innen sehen konnte?), und sie nutzte die Schwäche.

Ich weise dieser Tage (siehe etwa Essay vom 20.4.2021) immer wieder darauf hin, wie die Erwartung, dass Merkel tatsächlich Ende 2021 ihre Macht aufgibt und auf La Gomera als ihrem persönlichen Elba wandern geht. Wer denkt wirklich, dass sie diese immense Machtfülle für einen Nachfolger zurechtlegt? Ein Leser wies mich nun darauf hin, dass die Kanzlerin sich ihren Machtsitz und auch ihre Kanzlerwohnung massiv und mit viel Steuergeld luxuriös neu bauen lässt.

Mit der Erweiterung auf insgesamt 50.000 Quadratmeter Grundfläche wäre der deutsche Regierungssitz also 16 Mal größer als das amerikanische und 20 Mal größer als das britische Pendant. (Gunnar Schupelius, in bz-berlin, 11.10.2020)

Der megalomanische Anbau, so erfahren wir, enthält unter anderem neun Wintergärten und eine neue Kanzlerwohnung – während die bisherige Kanzlerwohnung ungenutzt ist.

Glaubt wirklich irgendwer, dass die DDR-Funktionärin diesen unverantwortlichen Luxus für Frau Baerbock oder Herrn Laschet vorantreibt?

Nein, ich glaube keine Sekunde das von der Presse des Propagandastaates Deutschland konstruierte Image von der bescheidenen, rationalen Physikerin. Das ist eine machtgetriebene Gestalt mit wenig (demokratischem) Herz, die eine Schwäche in Deutschlands Denk- und Gefühlskonstrukt fand, und dann dem Land »beim Fallen half«.

Auch für eine Handlung, die ohne definiertes Ziel begann (zumindest soweit wir es wissen), kann sich über die Jahre ein Ziel entwickeln, ein natürlicher Fluchtpunkt kann zum Ziel werden. Ein Realist mit einem Schuss Bitterkeit in jenem Cocktail, den wir Weltsicht nennen, könnte heute befinden, dass Merkel kurz vorm Ziel steht – und dass ein sichtbares Zeichen ihres Kurz-vorm-Ziel-Seins jeder Faustschlag ist, den ein Polizist einem Pro-Grundgesetz-Demonstranten verabreicht.

Das Attraktive zerstören

In jenem Essay von der Gentleman-Strategie hielt ich den ersten Entwurf einer Skizze einer Drehbuch-Idee fest. Der Antagonist darin erklärt: »Früher wäre man mit Panzern und Soldaten einmarschiert, hätte das Volk gedemütigt, das bekannte Spiel. Ich habe mir ein neues Spiel ausgedacht! Ich säe hier und da den Samen der Wut.«

»Die Wut?«, fragt der Held als Stichwortgeber nach, und ihm wird dann weiter erklärt: »Ja, die Wut der Menschen aufeinander. Meine Pläne sind noch nicht fertig, doch die grobe Idee ist, den Menschen im Westen einzureden, dass jeder, der nicht exakt so denkt wie sie, ein Feind ist.« (In jenem Essay vom 18.6.2020 geht die spannende Story weiter!)

Merkel erkannte die Schwächen und Bruchstellen, welche die dümmlichen Irrtümer der 1968-er und der »Marsch durch die Institutionen« ins Land geschlagen hatten – und eine dieser Schwächen war die Anfälligkeit für Feindbilder.

Inkohärente, in sich selbst widersprüchliche Ideologien wie 1968-er (»Linksgrüne«), Islamismus et cetera verfügen über keinerlei eigene Stabilität, weshalb sie sich geradezu panisch an jene Kulturen anheften, die sie dann ihre Feinde nennen können. Linksgrüne und Islamisten wollen leben, wo und wie die bösen Ungläubigen und Kapitalisten leben – während sie versuchen, das (auch für sie selbst!) Attraktive am Wirkungsort zu zerstören – ja, diese Ideologien sind widersprüchlich. Um die kognitiven Widersprüche zu ertragen, braucht es eine Emotion, welche alle anderen menschlichen Motivatoren zu überlagern vermag, und das ist das Feindbild. (Wir berufen uns erneut auf Volker Pispers: »Wenn der Feind bekannt ist, hat der Tag Struktur.«)

Merkel erkannte das essentielle Bedürfnis der linksgrünen Weltsicht nach Feindbildern – und so liefert sie regelmäßig jeden, der ihr widerspricht oder politisch gefährlich werden kann, den willigen Propagandisten in den Redaktionen und NGOs als Feindbild-des-Tages.

Nur nach Karriere-Ende

Es ist 2021. Dank moderner, in den USA entwickelter und in China gebauter Technologie können wir via bundestag.de oder phoenix.de beobachten, wie Merkel und ihre Getreuen sich die Macht sichern, von Berlin aus die Bürger eingesperrt zu halten.

Ich weiß nicht, ob man gewissenlos wird, wenn man in den Dunstkreis dieser Menschen gerät, oder ob das Merkel-System solche Leute besonders anzieht, die ihr Gewissen wie einen elektrischen Schalter ausschalten können – und das Gewissen dann jahrelang ausgeschaltet lassen (und manchmal nach Karriere-Ende ihr Gewissen dann neu entdecken und kritische Interviews geben).

Die Familien, die in Folge von 2015 und Merkels offenen Grenzen einen lieben Menschen verloren, müssen bis heute und den Rest ihres Lebens mit der Leere und dem Leid leben. Die Toten bleiben tot – und sie sind auch weiterhin dem Merkelsystem egal.

Die Toten in Folge der Corona-Panik bleiben den Gestalten in Berlin genauso weiterhin egal, die Bankrotte, die abgebrochenen Biographien, die einsamen Alten und das Leid der daheim eingesperrten Kinder sowieso.

Ich sehe den CDU-Mann Brinkhaus im Bundestag herumbrüllen, und meine Hoffnung für Deutschland sinkt mit jedem Satz, den diese Person keift. Dass und wenn solche Gestalten sich durchsetzen, erklärt nicht nur einiges Vergangene, sondern zieht auch den Vorhang vor die Zukunft. Wer noch daran zweifeln sollte, dass das System Merkel moralisch leer und innerlich verrottet ist, soll sich einfach das Gebrüll ihrer Leute im Bundestag anhören.

Versäumnis und Strafe

In alten Zeiten deuteten die Menschen großes Unglück oft als »Strafe Gottes«. Nun kann der Begriff Strafe, gerade in solcher Deutung, schlicht eine moralische Bewertung kausaler Zusammenhänge sein – und nur weil hier zwei Ebenen parallel und analog geführt werden, ist es noch nicht falsch.

Das System Merkel wurde durch unsere eigene kollektive Trägheit möglich. Wenn ein Mensch das System Merkel als »Strafe« für unsere Toleranz des 1968-er-Wahnsinns deutete, ich würde ihm kaum widersprechen können.

Was heute passiert, ist die Folge – und nach mancher Deutung: eine Strafe – unserer kollektiven Fehler der Vergangenheit.

Ja, es ist eine große und wohl die heute drängendste Frage, ob und was wir noch tun können, um den Schaden fürs Land und für den Einzelnen gering(er) zu halten. Wie können wir die Zahl der Bankrotte, der unschuldig vernichteten Biographien und, ja, der Einsamkeits-Suizide in Folge des Merkel-Machtrausches noch irgendwie begrenzen.

Eine weitere Frage ist aber, und sie muss auf andere Weise als ähnlich wichtig behandelt werden: Was können wir tun, um zu verhindern, dass es von zukünftigen Zeiten heißen wird, dass sie die Strafe für unser heutiges Versäumnis sind?

(Nicht nur) Schimpfen und Kämpfen

Was heute geschieht, kannst du nicht mehr verhindern, du kannst nur die Folgen für dich und deine Lieben abmildern.

Was aber morgen geschehen wird – und was nicht geschehen wird – das gestaltest du genau heute.

Ganz allgemein aber, von allem Politischen abgesehen: Achtet bitte darauf, wie es den Menschen in eurer Umgebung geht.

Rettungsschwimmer sagen uns, dass ein Ertrinkender zuletzt nicht zappelt und winkt, wie man es in Filmen sieht, sondern gefährlich ruhig wird und langsam in die Tiefe gleitet. Vielleicht sollte ein jeder von uns sich umschauen, wer in seiner Umgebung nicht mehr schimpft, nicht mehr flucht und wütet, sondern plötzlich still in seinen eigenen Abgrund zu gleiten droht.

Ja, wir müssen schimpfen und kämpfen, so laut wir können – es ist großes und grobes Unrecht, das die Merkelbande dem Land antut. Doch, lassen Sie uns das Schimpfen und Kämpfen oft genug unterbrechen, um jenen, die ihren Kampf aufgegeben haben, eine Hand zu reichen.

Weiterschreiben, Wegner!

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