Dushan-Wegner

03.06.2022

Wow, das haben die zum Depp-Heard-Urteil gesagt?!

von Dushan Wegner, Lesezeit 5 Minuten
Das Depp-Heard-Verfahren war spannend – die Reaktionen danach sind aber teils schockierend! Einige Journalist_innen bekennen de facto offen: Fakten sind egal und sexistisch. Zu lügen ist kein Makel, wenn es der Ideologie dient. – Uff.
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Wenn ihr gerade erst auf den Planeten Erde zurückgekehrt sein solltet, hier der Überblick einer Sache, welche uns in den letzten Wochen beschäftigte: Hollywood-Superstar Johnny Depp hatte seine Ex-Gattin Amber Heard auf 50 Millionen US-Dollar Schadensersatz verklagt. Wegen Verleumdung. Er gewann, wenn auch nicht ganz mit dieser Summe.

In den Reaktionen auf das Urteil fiel mir ein sehr verräterischer Satz auf. Dieser Satz ist perfide und zugleich etwas dumm und doch auch sehr, sehr lustig. Ich will ihn sogleich nennen, doch zunächst schnell die Vorgeschichte.

Frau Heard hatte Herrn Depp in einem öffentlichen Meinungsstück implizit vorgeworfen, sie geschlagen zu haben. Sie nannte zwar seinen Namen nicht, doch es gibt keinen Zweifel, wen sie meinte (washingtonpost.com, 18.8.2018). Heard wollte Publicity, und sie war erfolgreich. Die in dieser Sache durchaus fragwürdig agierende »ACLU« machte Amber Heard zur Sprecherin für Frauenrechte – und hatte wohl auch sehr aktiv an jenem Text mitgeschrieben. Johnny Depp verlor daraufhin seine Aufträge – und damit Millionen Dollar.

Das Problem an allem: Heard hatte keinen Beweis für ihre Behauptungen – aber viel sprach dafür, dass sie log. Ihre Story schien eiskalt von ihrer ehemaligen Assistentin geklaut worden zu sein, welche solche Dinge tatsächlich durchlebt hatte (variety.com, 15.7.2020). Im wochenlangen Verfahren verwickelte sich Heard in viele, viele Lügen.

Dafür hatte Johnny Depp viele Belege für das Gegenteil, nämlich dass sie es war, die ihn geschlagen hatte.

Amber Heard reichte eine Gegenklage auf 100 Millionen US-Dollar ein. Angeblicher Grund: Depps Anwalt hatte ihr eine Lügen-Kampagne vorgeworfen, wovon sie sich verleumdet fühlte – oder so.

Die Jury im US-Bundesstaat Virginia entschied: Johnny Depp gewann in allen Punkten. Amber Heard gewann in einem von drei. Alles aufgerechnet schuldet sie ihm jetzt etwas über 8 Millionen US-Dollar. Angeblich will sie in Berufung gehen, doch das will erst einmal vorab finanziert werden. Ob ihr Ex-Freund Elon Musk da aushilft?

Man könnte debattieren, ob und inwieweit das Depp-Heard-Verfahren eine willkommene Ablenkung zu anderen Ereignissen darstellte, etwa zum Sussmann-Verfahren. Ein Clinton-Anwalt wurde davon freigesprochen, gegenüber dem FBI gelogen zu haben. foxnews.com, 31.5.2022 titelt dazu: »Michael Sussmann acquitted by a jury of Hillary Clinton’s peers«, zu Deutsch etwa: »Michael Sussmann wurde von einer Jury aus Hillary Clintons Ebenbürtigen freigesprochen«. (Man spielt mit einer Doppelbedeutung von »peer«, was auch »Kollege« heißen kann.)

Ich selbst fand am Depp-Heard-Verfahren vor allem die Reaktionen aufschlussreich. Es tat sich ein Delta auf zwischen gewissen Journalisten und, ich sage mal, »normalen« Menschen.

Während »normale« Menschen erkannten, dass Amber Heard erstens nichts belegen konnte, und zweitens sehr offensichtlich log, sahen viele Journalisten das ganze Verfahren, das Ergebnis und/oder die öffentliche Debatte als Beleg für arg schlimmen Frauenhass.

Stellvertretend sei hier die zuverlässig links-wahnsinnige Publikation »The Guardian« erwähnt. Neo-Feministin Moira Donegan schreibt dort: »The Amber Heard-Johnny Depp trial was an orgy of misogyny«, zu Deutsch: »Das Amber-Heard-Johnny-Depp-Verfahren war eine Orgie des Misogynie« (theguardian.com, 1.6.2022).

Der Guardian-Text selbst listet die »neo-feministische« Sichtweise der Dinge. Die offenen Lügen und die tätliche Gewalt der Amber Heard werden in den Euphemismus »imperfect woman« kostümiert. Dafür werden die gewiss unappetitlichen Privatnachrichten des Johnny Depp schlimmer als körperliche Gewalt bewertet.

Ich selbst bin ganz froh über solche Texte, denn sie dokumentieren, dass solchen Autoren die Faktenlage egal ist, und dass aktives, bewusstes Lügen keinen Makel darstellt, solange es der Agenda dient.

Ein konkreter Satz innerhalb dieses Artikels aber ließ mich laut lachen, und er hat nur mittelbar mit den Schauspielern zu tun.

Jener Satz lautet: »While most of the vitriol is nominally directed at Heard, it is hard to shake the feeling that really, it is directed at all women – and in particular, at those of us who spoke out about gendered abuse and sexual violence during the height of the #MeToo movement.« (theguardian.com, 1.6.2022).

Frei ins Deutsche übertragen: »Während die meisten Bosheiten namentlich gegen Heard gerichtet sind, ist es schwer, das Gefühl abzuschütteln, dass sie sich in Wahrheit gegen alle Frauen richten – und insbesondere gegen diejenigen von uns, die sich in der Hochphase der #MeToo-Bewegung gegen geschlechtsspezifischen Missbrauch und sexuelle Gewalt ausgesprochen haben.« (theguardian.com, 1.6.2022, aus dem Englischen).

Diese Formulierung schrie mich förmlich an: »it is hard to shake the feeling that really« – etwa: »es ist schwer, das Gefühl abzuschütteln, dass in Wahrheit …«

Diese Formulierung wurde unter anderem von Jura-Professor Jo Maugham zustimmend zitiert (@JolyonMaugham, 2.6.2022). – Es erinnert an die Interviewerin Cathy Newman, die Jordan Peterson immer wieder alle möglichen bösen Absichten unterstellt (»so you’re saying«; siehe dazu auch Essay vom 12.5.2021).

Es könnte sein, dass das Depp-Heard-Verfahren tatsächlich mehr Männern neuen Mut gibt, öffentlich zuzugeben, dass sie es sind, die körperlich und/oder emotional geschlagen und misshandelt wurden. Zu Unrecht beschuldigte Männer können sich eben doch vor Gericht verteidigen (vorausgesetzt lediglich, dass sie dafür 6 Jahre Zeit haben, hundert Millionen auf dem Konto, ein Team von richtig teuren Spitzenanwälten und zu all dem das Charisma eines globalen Superstars).

Manche der Reaktionen auf das Urteil nötigen mir ein Schmunzeln ab. Die immer gleichen Stimmen verstecken nicht einmal mehr, wie egal ihnen Fakten sind, wenn diese nicht zur Ideologie passen.

»Es ist schwer, das Gefühl abzuschütteln, dass in Wahrheit« – diese Formulierung ist so ungewollt ehrlich, dass man schon wieder lachen muss.

Man könnte diesen Irrsinn so formalisieren: »A ist der Fall. Ich will aber das Gefühl haben, dass B der Fall ist, was besser zu meiner Ideologie passt. Aus B muss die Gesellschaft nun dringend folgende radikale Schlüsse ziehen.«

Diese Leute leben auf einem anderen Planeten als Sie und ich. Solche Redaktionen kreisen umeinander in ihrer ganz eigenen Galaxie, mit alternativer Logik und gefühlten Fakten in der Umlaufbahn.

Ich finde es ja durchaus aufregend und beflügelnd, zwischendurch zu erspähen, wie die Aliens in den Redaktionen so denken.

Jedoch, ich werde zurück auf der Erde erwartet.

Oder, im linken Geist »gefühlter Wahrheit« gesprochen: Ich fühle mich hier, mit euch, in der realen Realität viel wohler – und das ist absolut wahr.

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