Dushan-Wegner

14.05.2023

Deutschland … oder Deutscher

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten, berlin palm
»Du bist Deutschland«, so lautete mal eine Kampagne. Würde man das heute noch fahren? Oder gar »Du bist Deutscher«?! Hmm. – Könnte es sein, dass die Begriffe »Deutschland« und »Deutscher« heute ziemlich weit auseinanderdriften?
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Vor Jahren lief eine Kampagne mit dem Slogan »Du bist Deutschland« (siehe Wikipedia). Damals hatte unter anderem Bertelsmann die Anzeigenplätze noch gratis bereitgestellt. Heute gibt die Regierung locker Hunderte Millionen Euro Steuergeld für Propaganda aus (nzz.ch, 13.5.2023).

Es kann der Politik relativ egal sein, ob irgendwer den Propaganda-Kampagnen wie Lauterbachs »Ich schütze mich« tatsächlich glaubt. Man erinnere sich nur an die peinliche Lauterbach-Stokowski-Pressekonferenz (siehe etwa uebermedien.de, 19.10.2022), in deren Kontext man recht offen zugab, gar nicht erst jemanden überzeugen zu wollen (siehe etwa freitag.de, 17.10.2022) – und der Desaster-Auftritt der spiegel.de-Kolumnistin hätte auch schwer jemanden überzeugen können.

Ein guter Teil der eigentlichen »Überzeugungsarbeit« durch PR-Kampagnen der Regierung geschieht – ob ausgesprochen oder nicht – durch die schlichte Überweisung der Kosten für die geschalteten Anzeigen und Spots. Ein Medium, das mit vielen Millionen Euro von einem Ministerium gefüttert wird, wird es sich mehrmals überlegen, ob oder wie scharf man einen Minister angeht.

Die Kampagne »Du bist Deutschland« wurde damals, also 2005/2006, durchaus kontrovers aufgenommen.

Die Kampagne wurde von einem schwarz-rot-goldenen Logo begleitet und dazu von reichlich »tiefsinnigem« Werber-Sprech. Man wolle die »Initialzündung einer Bewegung für mehr Zuversicht und Eigeninitiative in Deutschland« sein, denn »Deutschland hat genug Hände, um sie einander zu reichen und anzupacken« – wie Werbeleute eben denken, dass Menschen reden. (Heute gibt es dafür Künstliche Intelligenz, die kann Werbern dabei helfen, menschlich(er) zu klingen.)

Könnte man diese Kampagne eigentlich heute, im Jahr 2023, noch schalten? Schon damals wurde sie von weiten Teilen des Landes eher belächelt. Heute wären die Reaktionen womöglich nochmal andere.

Will man das?

Was würde der Satz »Du bist Deutschland« heute überhaupt noch bedeuten?

2020 hat der Grüne Benedikt Lux im (»ehemaligen«) SED-Zentralorgan »Neues Deutschland« stolz verkündet: »Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht. Bei der Feuerwehr, der Polizei, der Generalstaatsanwaltschaft und auch beim Verfassungsschutz. Ich hoffe sehr, dass sich das in Zukunft bemerkbar macht.« (nd-aktuell.de, 14.8.2020)

Bei welt.de, 13.5.2023 lesen wir übrigens, dass die Staatsanwaltschaft Berlin es ablehnt, gegen den Habeck-Kumpel Graichen zu ermitteln, nachdem mehrere Anzeigen eingegangen waren.

Das Problem ist nicht unbedingt, dass nicht ermittelt wird. Nur weil die Grünen sich damit rühmen, ihre Leute unter anderem bei der Generalstaatsanwaltschaft untergebracht zu haben, muss nicht zwingend jeder Anzeige gegen einen Grünen(-Kumpel) nachgegangen werden. Das Problem ist hier aber, dass niemand wirklich erwartet hatte, dass gegen den deutschen Öko-Sumpf ernsthaft ermittelt wird.

Wenn ich zu der Überzeugung gelange, dass Deutschland korrupt ist, könnte ich sagen, dass ich Deutschland »bin«?

Wenn der Bundestag wiederholt beschließt, sich selbst zu entmachten und Macht im Geist der »Global Governance« an undemokratische höhere Instanzen abzugeben (etwa zuletzt am 12.5.2023), kann ich dann sagen, wodurch Deutschland schrittweise als souveräne Entität zu sein aufhört? Was kann es überhaupt noch bedeuten, dass man Deutschland »ist«?

Das Deutschland von 2015 oder der Corona-Jahre, das Deutschland, das den Armen nimmt und den Graichens gibt (frei nach @SHomburg, 14.5.2023), das Deutschland, dessen Industrie von hirnrissiger Politik aktiv ins Ausland vertrieben wird (siehe aktuelles Video etwa bei br.de, 4.5.2023) – wie kann ich sagen, dass ich dieses Deutschland »bin«?

(Am Rande: Deutschland ist inzwischen so teuer, dass Unternehmen ihre Produktionsstätten in der Schweiz oder in Schweden neu bauen, um Geld zu sparen – oder um überhaupt wirtschaftlich zu überleben!)

Es wäre interessant

Der deutsche Staat wurde zur Beute von Leuten, die stolz darauf sind, mit Deutschland wenig anfangen zu können, in deren Kreisen man »Nie wieder Deutschland« und »Deutschland du Stück Scheiße« hört – die sich aber sehr gern vom deutschen Staat viel Geld überweisen lassen.

Doch was auch immer es bedeuten soll, als Individuum »Deutschland zu sein« – mein Eindruck ist, dass es etwas ganz anderes bedeutet als »Deutscher zu sein«.

Die Deutschen, die sich in Schweden, in der Schweiz, in Spanien oder einem anderen schönen Stück Erde ansiedeln, sie bleiben Deutsche, ebenso wie ihre Kinder, auch nach Jahrzehnten – und definitiv nicht nur dem Pass nach.

Und viele feine Deutsche bleiben noch in Deutschland, doch sie richten sich ihren »Innenhof« ein – und wenn man mit ihnen spricht, hat man das Gefühl, dass viele von ihnen innerlich emigriert sind.

Man ist Deutscher, und zwar sehr gern, doch man tut sich zunehmend schwer damit, zu sagen, dass man »Deutschland sei« – was auch immer das bedeuten soll. Aber Deutscher, das ist man durchaus, gern und ein Leben lang – und wohl noch einige Generationen lang.

Ich finde, man sollte die Kampagne von damals neu auflegen, mit einer kleinen Veränderung: Du bist Deutscher!

Die Reaktionen wären … gewiss interessant.

Weiterschreiben, Wegner!

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