15.03.2023

Endlich Bildungsrepublik

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten, school
Die Politik stellt fest, dass es ein echtes Problem mit der Bildung in Deutschland gibt. Und zwar wörtlich dasselbe, das es auch vor 5 Jahren gab. Und vor 10 Jahren. Und vor 15 Jahren. Diese Mängel aber addieren sich – und das Land wird dumm.
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Gut, dass sich endlich etwas tut! Die Regierung macht klar, dass das Bildungssystem einem jeden jungen Bürger „die Chance auf Einstieg und Aufstieg ermöglichen“ muss.

Die Statistiken und Studien zur Situation der Bildung sind nicht rosig, vertun wir uns da nicht. „Zehntausende Jugendliche verlassen die Schule ohne Abschluss“, so lesen wir. Wenn Deutschland am Versprechen „Wohlstand für alle“ festhalten will, muss es auch „Bildung für alle“ garantieren.

Gut, dass die deutsche Regierung zugesagt hat, dass Deutschland sehr bald zur „Bildungsrepublik“ werden soll. Das „Aufstiegsversprechen“, dass Menschen mit „eigener Anstrengung und Leistung die eigenen Ziele“ verwirklichen können, ist der „Kitt der Gesellschaft“.

Doch dieses Versprechen ist immer schwer zu erfüllen, wenn einfach „nicht genügend qualifizierte Lehrer rekrutiert werden“ können. Der „Lehrkräftemangel“, „der schlechte bauliche Zustand vieler Schulen und die oft unzureichende Digitalisierung“ machen es schwerer, Schüler zu relevantem Lernen anzuleiten. Dies ist „insbesondere deshalb bedenklich, da der Anteil der Migranten in Schulklassen jährlich steige“.

Die Regierung hat also einen „Bildungsgipfel“ einberufen. „Unser Bildungssystem muss faire Chancen geben“, so heißt es. „Angesichts der Herausforderung“ brauche es eine „bildungspolitische Trendwende“. Gut, dass sich endlich etwas tut!

Die Quellen

Jedoch, liebe Leser, ich merke gerade, dass mir da wohl einige Zitate durcheinandergeraten sind!

Einige der zitierten Stellen stammen von bundesregierung.de, und andere von faz.net, und ich habe sie gemischt.

Ach ja, vermutlich ist auch das Datum der Quellen interessant, und dabei besonders die Jahreszahl: bundesregierung.de, 14. März 2023 und faz.net, 12. Juni 2008.

Neues Weltwissen

Im Jahr 2018 fragte ich: „Wird unsere Kraft reichen, den Weg zurückzugehen?“ – In jenem Text notierte ich damalige Alarmsignale zur damals aktuellen Lage der Bildung in Deutschland. Und ich stellte sie den Merkel-Aussagen ein Jahr zuvor gegenüber.

Ja, 2008 wurde in Deutschland die „Bildungsrepublik“ ausgerufen. Nun, tatsächlich könnte man die Schreckensberichte von Jahr zu Jahr kopieren und neu veröffentlichen.

Bittet man die künstliche Intelligenz „ChatGPT“, einige Zeilen zum Stichwort „angespannte Bildungssituation in Deutschland“ zu schreiben, weiß sie dies zu berichten: „Die Bildungssituation in Deutschland ist nach wie vor angespannt und stellt eine Herausforderung für das Bildungssystem dar. Insbesondere die ungleiche Bildungsbeteiligung und die fehlende Chancengerechtigkeit sind problematisch.“

Und weiter: „Es gibt weiterhin Defizite bei der Qualifikation und der Entlohnung der Lehrkräfte.“

Die Software kennt sogar konkrete Details, und sie ist wohl aktueller informiert, als sie sich manchmal gibt: „Die Digitalisierung des Unterrichts und die Schließung der Bildungslücken durch die Pandemie haben die Schwächen des deutschen Bildungssystems noch deutlicher gemacht.“

Und natürlich weiß die Software, was man tun sollte, um es besser zu machen – Geld reinkippen: „Um die Situation zu verbessern, sind nachhaltige Investitionen in die Bildung, die Förderung von individuellen Stärken und die Stärkung der Lehrerqualifikation notwendig.“

Obige Zitate sind die knappe Version der Roboter-Antwort – eine längere Antwort mit mehr Stichworten berief sich unter anderem auf OECD-Vergleiche und andere Rankings. Die Bildungsmisere in Deutschland ist derart permanent, dass sie zum Teil des Weltwissen-Datenkorpus wurde, welches man Robotern antrainiert, um kompetent über Deutschland zu reden.

Außer …

Jedoch nicht einmal die Politik nimmt die Politik noch ernst. Von sechzehn geladenen Bildungsländern nehmen sich nur zwei überhaupt die Zeit dafür. Sogar der Staatsfunk macht sich lustig: „Es ist Bildungsgipfel und keiner geht hin: Länder schwänzen Termin in Berlin“ (tagesschau.de, 14.3.2023).

„Gut, dass sich endlich etwas tut“, so sollen wir wohl ausrufen, wenn die Politik ihre jährlichen Versprechen zu den ewigen Krisen abgibt. Es ist schal, leer.

„Sei die Veränderung, von der du willst, dass sie geschieht“, so zitierte ich kürzlich erst.

Wir könnten und sollten wohl auch heute abwandeln: Schaffe für dich die Veränderung, die du dir wünschst und wohl auch brauchst – denn die Welt wird sich nicht für dich verändern.

Es wird nicht besser werden, sonst wäre es bereits besser geworden. Wenn du dir für deine Kinder eine bessere Bildung oder eine bessere Zukunft wünschst, wirst du sie selbst organisieren müssen.

„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, so sagt man, und heute sollten wir auch das praktisch anwenden: Du willst, dass es für dich besser wird? Super! Sorge selbst dafür, dass es für dich besser wird.

Weiterschreiben, Dushan!

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