11.02.2024

Deutschlands gezählte Tage (und Goethe)

von Dushan Wegner, Lesezeit 5 Minuten
Deutschland wird kaputtgemacht. Das Ausland gibt Deutschland auf – und sagt das offen. Damit die Deutschen nicht aufbegehren, lenkt Propaganda sie mit »Kampf gegen Rechts« ab (also zynischerweise Kampf gegen die, welche die Zerstörung aufhalten wollen).

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Lasst uns uns heute mal wieder an Goethe erfreuen! Erst mal nur eine Strophe. Wir wollen uns ja nicht verschlucken. Und zwar aus dem »Cophtischen Lied«:

Lasset Gelehrte sich zanken und streiten,
Streng und bedächtig die Lehrer auch sein!
Alle die Weisesten aller der Zeiten
Lächeln und winken und stimmen mit ein:
Thöricht auf Beßrung der Thoren zu harren!
Kinder der Klugheit, o habet die Narren
Eben zum Narren auch, wie sich’s gehört!

Ach, der Johann-Wolfgang, was der immer für Sachen schreibt! Das war die erste Strophe, gleich folgt der nächste Streich. Ich will euch aber gern sagen, was mich heute treibt – auch dazu.

Gestern quälte ich mich, wie jeden Tag, lustvoll durch die Nachrichten. Ich achtete dabei darauf, nicht auf die neuesten Fußballmeldungen zu achten. Ich ignorierte mit großer Sorgfalt die neuesten Propagandaberichte, wie viele tausend Demokratiefreunde wieder aufmarschiert waren, zu diesen Kundgebungen für die Regierung gegen die Demokratie.

Ich ignorierte nicht, dass die Innenministerin den deutschen Rechtsstaat weiter von Rechten und Recht befreien will. (Darüber immerhin schrieb und sprach ich an und mit euch.)

Schrecklich banal, banal schrecklich

An einer Meldung aber fiel mir eine gewisse banale Schrecklichkeit auf – schrecklich banal und banal schrecklich, selbst für diese Zeit.

Ich will sie euch gleich nennen, doch zunächst noch eine Strophe aus dem Gedicht:

Merlin, der Alte, im leuchtenden Grabe,
Wo ich als Jüngling gesprochen ihn habe,
Hat mich mit ähnlicher Antwort belehrt:
Thöricht auf Beßrung der Thoren zu harren!
Kinder der Klugheit, o habet die Narren
Eben zum Narren auch, wie sich’s gehört!

Ich merkte also an jener schrecklich banalen und banal schrecklichen Meldung, wie sich Dinge bestätigten, die wir nur ahnten – etwa, dass es vorbei ist. (Solche Ahnungsbestätigung widerfährt uns ja derzeit öfter)

Die amerikanische Nachrichtenquelle »Bloomberg« stellt aktuell lapidar fest: »Deutschlands Tage als industrielle Supermacht sind gezählt«, »Die Energiekrise bedeutete für viele Betriebe den Todesstoß«, »Das politisch gelähmte Berlin scheint kein Rezept zu haben« (bloomberg.com, 10.2.2024). (Die Amerikaner schreiben das übrigens auf Deutsch, als ob sich in Deutschland noch jemand warnen und aufschrecken ließe.)

Im Artikel finden wir dann eine Grafik mit dem Titel: »Deutsche Industrie seit 2017 auf Abwärtskurs«. Wir lesen kühl beschreibende Sätze wie: »In einigen Fällen vollzieht sich der industrielle Abschwung in kleinen Schritten, indem Expansions- und Investitionspläne zurückgeschraubt werden. Andere sind offensichtlicher, wie die Verlagerung von Produktionslinien und Personalabbau«.

»Ach, übrigens: Wir sind nicht mehr wettbewerbsfähig«

Das Ausland schaut auf Deutschland und sieht »marode Infrastruktur, eine alternde Erwerbsbevölkerung und den bürokratischen Wust«.

Es wird diagnostiziert, dass »sinkende mathematische Fähigkeiten der Schulabgänger bis zum Ende des Jahrhunderts etwa 14 Billionen Euro an Wirtschaftsleistung kosten werden«.

Als politischer Zeuge und Stichwortgeber wird übrigens ein Christian Lindner zitiert, welcher bei einer Bloomberg-Veranstaltung sprach: »Wir sind nicht mehr wettbewerbsfähig«, denn Deutschland werde »immer ärmer, weil wir kein Wachstum haben, wir fallen zurück.«

Das sind wichtige, dringende Einsichten, oder findet ihr nicht?

Wenn das die deutsche Regierung wüsste! Könnte jemand der deutschen Regierung, etwa dem Finanzminister, die Warnungen dieses Christian Lindner weitergeben?

Ich stieß nur indirekt auf diesen Bericht über Deutschlands absehbares Ende als industrielle »Supermacht«. Ich weiß nicht mehr, in welcher deutschen Publikation ich gestern zuerst davon las.

Und das ist, was mich nicht weniger als die Nachricht selbst schockiert.

Eine von vielen

Es wird in einem durchaus wichtigen Medium – Bloomberg – sehr glaubwürdig dargelegt, dass Deutschland in einem historisch betrachtet atemraubenden Tempo wirtschaftlich abstürzt – und es erscheint als eine durchlaufende Meldung unter vielen.

CNN, also wieder die Auslandspresse, fragt aktuell: »Can Germany’s economy be revived?«, auf Deutsch: »Kann Deutschlands Wirtschaft wiederbelebt werden?« (cnn.com, 10.2.2024)

Wie geht es Deutschland? Sagen wir mal so: Im Ausland diskutieren sie bereits, ob Wiederbelebungsmaßnahmen noch sinnvoll sein werden.

Der Vergleich Deutschlands mit der »Titanic«, welche bekanntlich den Eisberg rammte, ist immer wieder naheliegend, doch in einem wichtigen Punkt ist selbst dieser Vergleich zu optimistisch: Es ist wahr, dass auf der »Titanic« die Eisbergmeldungen zu lange ignoriert wurden. Doch Deutschland schrammt bereits am wirtschaftlichen Eisberg entlang – und ignoriert auch das! Auf der »Titanic« merkten sie es wenigstens, als Wasser im Maschinenraum stand und das Schiff zu sinken begann.

Weiß jemand die neuesten Fußballergebnisse? Als Pausenerfrischung an dieser Stelle nochmal Goethe, die dritte der drei Strophen des »Cophtischen Liedes«:

Und auf den Höhen der Indischen Lüfte
Und in den Tiefen Aegyptischer Grüfte
Hab’ ich das heilige Wort nur gehört:
Thöricht auf Beßrung der Thoren zu harren!
Kinder der Klugheit, o habet die Narren
Eben zum Narren auch, wie sich’s gehört!

Bewusste Zerstörung … aber pssst!

Es ist heute rational, davon auszugehen, dass Deutschland aktiv zerstört wird, dass jemand das Land bewusst in die Zweit- oder Drittklassigkeit schiebt. Als treibende Kraft hinter der aktiven Zerstörung Deutschlands könnte man gewisse NGOs mit Verbindungen tief in die Politik und mit Finanziers im Ausland ausmachen – doch was motiviert wiederum die?

Früher führte man Kriege mit Panzern und Raketen, heute führt man sie mit NGOs und autodestruktiver »Moral«. Es gilt aber vorläufig, gerade in dieser Angelegenheit, frei nach dem chinesischen Tao: Der Name, den du nennen kannst und darfst, ist nicht der richtige Name.

2017 schrieb ich den Essay »Die letzten Tage des Westens«, 2018 »Der letzte Tag auf dem letzten Jahrmarkt«. Doch jene Texte, wie auch etwa die aktuellen Meldungen bei Bloomberg und CNN, entsprechen nicht »Der Eisberg hat uns gerammt, also werden wir sinken«, sondern: »Wir sinken, könnte es am Eisberg liegen?«

Niemand kann, darf und will auch zugleich sagen, warum eigentlich Deutschland systematisch kaputtgemacht wird. Doch es ist nicht sinnvoll zu leugnen, dass es geschieht.

Was rettest du?

Ein Gutes haben diese Zeiten immerhin. Wenn ein Schiff untergeht – und zwar nicht nur Deutschland, sondern vermutlich »das Europa, wie wir es kannten« –, und du als Passagier nur wenige Dinge retten kannst, musst du dich besinnen, was dir wirklich wichtig ist, was deine relevant(est)en Strukturen sind.

Ich selbst habe mein Leben auf drei relevante Strukturen fokussiert, und ihr dürft diese gern aus meinen Handlungen ableiten. Ich schreibe diese Texte und nehme die Videos dazu auf. Und am Abend lese ich meinem Sohn etwas vor, zum Beispiel deutsche Gedichte, die Teil dessen sind, was uns hoffentlich bleiben wird, so oder so.

Zum Beispiel das obige »Cophtische Lied«. Oder hier noch »Ein Anderes«:

Geh, gehorche meinen Winken,
Nutze deine jungen Tage,
Lerne zeitig klüger sein:
Auf des Glückes großer Waage
Steht die Zunge selten ein;
Du mußt steigen oder sinken,
Du mußt herrschen und gewinnen,
Oder dienen und verlieren,
Leiden oder triumphieren,
Amboß oder Hammer sein.

Weiterschreiben, Dushan!

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