Dushan-Wegner

23.02.2024

8 Gründe, warum wir auf Lügen hereinfallen

von Dushan Wegner, Lesezeit 5 Minuten
Eines der größten Rätsel heute: Warum lassen sich die Leute so einfach belügen, immer wieder und wieder?! Was sind eure Theorien dazu? (In diesem Video und Essay werden ACHT der wichtigsten Gründe vorgestellt.)
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Wie zum Kuckuck konnte ich darauf hereinfallen? Wie konnte ich nicht sehen, dass ich angelogen wurde? Warum bitteschön war ich so dämlich?

Seid ihr auch schon mal, wie ich, auf etwas hereingefallen und habt dann über euch selbst den Kopf geschüttelt?

Ich bin ziemlich sicher, dass es jedem Menschen mal so geht. Dass er plötzlich aufwacht. Heute aber geht es mir bisweilen so ähnlich mit meinen Mitmenschen. Ich frage mich: Wie können die sich so einfach betrügen lassen? Warum lassen die sich belügen? Wollen die wirklich belogen werden?

Ich glaube fest daran, dass Weisheit und Klugheit auch damit beginnen, dass man es nicht beim Kopfschütteln belässt.

Lasst uns die Frage, warum wir Menschen uns belügen und betrügen lassen, nicht nur »rhetorisch« stellen!

Hier sind 8 mögliche Gründe, warum wir Menschen uns belügen und betrügen lassen.

Bestätigungsfehler

Die Evolution will, dass wir effizient sind. Dass wir Energie sparen. Deshalb sind wir faul. Faulheit beim Denken aber führt zum Bestätigungsfehler. Es ist weniger mühsam, solche Informationen und Meinungen an sich heranzulassen, die bestätigen, was wir ohnehin schon meinen und glauben.

Glaube an Autorität

Es gibt eine Reihe guter Gründe, das Denken den »Autoritäten« zu überlassen. Erstens sind Autoritäten idealerweise ebensolche, wenn und weil sie Experten auf ihrem Fachgebiet sind. Zweitens wird ein Stamm, der ein gemeinsames (von einer Autorität festgelegtes) Ziel verfolgt, regelmäßig erfolgreicher sein, wird also eher überleben.

Und außerdem wieder: Das Vertrauen auf Autoritäten spart Energie (was natürlich nur ein höflicher Ausdruck für »Denkfaulheit« ist).

Principle of Charity

Kommunikation erfordert immer ein »principle of charity«, zu Deutsch: »Prinzip der wohlwollenden Interpretation«. Der »normale« Mensch versucht, jede Aussage seines Gegenübers »wohlwollend« zu interpretieren – sonst könnte Kommunikation nicht funktionieren.

Was aber, wenn das Gegenüber nicht wohlwollend ist?

Dann werden wir belogen.

Zugehörigkeit

Habt ihr schon mal vom »Asch-Experiment« gehört? (Schaut es etwa bei Wikipedia nach!)

Es lässt sich wissenschaftlich nachweisen, dass Menschen bereit sind, eine offensichtliche Unwahrheit als Wahrheit anzunehmen, wenn sie meinen, dass die Mehrheit dies auch tut.

(So funktioniert ja auch der heutige Propaganda-Slogan »Wir sind mehr!« – mit diesem »Argument« bewegen Menschen sich selbst dazu, offensichtliche Lügen als Wahrheit zu akzeptieren.)

Selektive Aufmerksamkeit

Jeder Mensch hat nur eine begrenzte Kapazität zur Aufnahme von Informationen. Deshalb impliziert jede Kommunikation die Prämisse, dass genau das genau jetzt am allerwichtigsten ist.

Wenn ich heute darüber rede, wie Menschen betrogen und belogen werden, tue ich das, weil ich aufrichtig davon überzeugt bin, dass genau das genau jetzt für uns wichtige Gedanken sind.

Als Gegenbeispiel aber: Die 20-Uhr-Propaganda redet im Staatsfunk davon, wie Tausende für die Regierung und gegen die Opposition aufmarschieren. Gleichzeitig verschweigt sie, wie in den Straßen und Schulen die Menschen mit Messern attackiert werden. Damit impliziert sie, dass das eine für das Leben des Zuschauers wichtiger ist als das andere.

Das ist die berühmte »Propagandalüge durch Weglassen«. Technisch wird die Wahrheit gesagt, aber durch die Implikation, dass es für das Leben des Publikums aktuell keine relevantere Information gibt, wird es zur bösartigen, tödlichen Lüge.

Grundvertrauen

Menschliches Miteinander kann nur funktionieren, wenn wir einander mit Grundvertrauen begegnen. Das heißt absurderweise, dass Menschen in gut funktionierenden Gesellschaften besonders für Betrug anfällig sind, wenn das Grundvertrauen der Menschen missbraucht wird. (Für Details dazu empfehle ich den Blick auf Kriminalitätsstatistiken, äh, »vertrauensseliger« Länder.

Kognitive Dissonanz

Der Mensch kann in Situationen geraten, in denen seine Überzeugungen und/oder Gefühle einander widersprechen (siehe dazu auch Essay vom 16.2.2024). Die rationale Reaktion darauf ist, diese Widersprüche zu untersuchen und aufzulösen. Das kann allerdings schmerzhaft sein. Also üben sich Menschen darin, mit Lügen zu leben. Wenn man sich aber einmal in Lügen eingerichtet hat – siehe das sogenannte linksgrüne Weltbild –, dann lässt man sich auch in anderen Angelegenheiten belügen.

Und schließlich …

Gelernte Hilflosigkeit

Wir unterschätzen noch immer die Bedeutung »gelernter Hilflosigkeit«!

Im Essay »Populismus angeblicher Komplexität« aus dem Jahr 2017 habe ich beschrieben, dass die sprichwörtlichen »einfachen Lösungen« nicht die einzige Art des politischen Populismus sind.

Das identisch wirkende Gegenstück ist die Behauptung von Komplexität, womit die Politik den Bürgern quasi sagt: »Dafür bist du zu doof. Lass uns mal machen!«

Die »gelernte Hilflosigkeit« des Bürgers ist auf gewisse Weise viel gefährlicher als der simple Populismus über-einfacher Lösungen. Einfache Lösungen lassen sich auf Plausibilität prüfen, gelernte Hilflosigkeit dagegen verbietet es dem einfachen Bürger, sich selbst schlau zu machen.

(Zwischen-)Fazit

Das waren acht Gründe, warum Menschen belogen werden. Diese Liste ist gewiss nicht vollständig, und die Reihenfolge stellt keine Gewichtung dar. Ich will einen Anfang machen – denkt und forscht selbst weiter, immer wieder!

Es gibt Menschen, die glauben, sie wüssten und besäßen die Wahrheit. Das sind meist die, welche am gründlichsten irren. Lasst uns versuchen, jeden Tag weniger falschzuliegen.

Und ähnlich gilt: Es gibt Leute, die meinen, man könnte sie nie anlügen. Diese Leute irren – und sie sind es natürlich, die am gründlichsten angelogen werden.

Dies über allem

Man hat uns in der Vergangenheit angelogen. Und man wird uns auch in Zukunft anlügen. Doch lasst uns versuchen, es den Lügnern nicht zu leicht zu machen.

Nein, wir können es nicht komplett verhindern, belogen zu werden. Doch wir können es den Lügnern schwerer machen, indem wir uns unsere Denkfehler und Schwächen bewusst machen.

Und vergessen wir nicht, dass die gefährlichsten Lügner wir selbst sind. Die gefährlichsten Lügen sind die, die wir uns selbst erzählen.

Denken wir an Shakespeares Mahnung: »This above all: to thine own self be true.« – »Dies über allem: Zu dir selbst sei wahrhaftig!«

Weitermachen, Wegner!

All diese Essays und die Videos dazu sind nur durch eure regelmäßige Unterstützung möglich. Ich danke euch! 🤗 

Auf danke.dushanwegner.com findet ihr eine spezielle 2000-Essay-Edition von Leserbeiträgen, doch hier sind die Klassiker:

Jahresbeitrag(entspricht 1€ pro Woche) 52€

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