Dushan-Wegner

02.02.2024

Die Erklärung beginnt mit »Soz«

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten
Was, wenn es eine Erklärung gibt für das, was in Deutschland passiert? Was, wenn die Erklärung wieder »Sozialismus« heißt, doch wir uns zu lange darüber täuschten, wie vulgär »Sozialismus« wirklich ist, und viele es deshalb nicht sehen konnten?
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Nietzsche warnte bekanntlich, dass wenn du lange in einen Abgrund hineinblickst, der Abgrund auch in dich hineinblickt. Und wir spüren es heute ja, wenn wir über Deutschland reden. Wir sind live dabei, beim nächsten Hinauspurzeln unseres Landes aus der Demokratie – das nächste Hineinpurzeln in Totalitarismus.

Wir blicken in unseren eigenen Abgrund. Und doch kann sich unter ganz bestimmen Umständen auch beim Blick in den Abgrund ein Moment der intellektuellen Freude einstellen. Nämlich, wenn wir eine Ordnung erkennen, wenn wir ein Detail des Abgrunds verstehen.

Lasst uns heute gemeinsam ein solches Detail entdecken – lasst uns dem Abgrund eine Wahrheit über ebendiesen entlocken!

Mit aller Macht an dieselbe

Bei einer meiner Thesen widersprechen mir auch wohlgesonnene Leser regelmäßig, nämlich jener, dass »Sozialismus« nicht wirklich eine Gesellschaftsform ist, sondern tatsächlich eine bloße Taktik zur Machterlangung an allen traditionellen und bewährten Formen der Legitimation vorbei. Die Inhalte des sogenannten Sozialismus aber, so meine These, sind entgegen erstem Anschein beliebig, meist populistisch und stets austauschbar.

Nun, gleicht mal meine These mit folgender Faktenlage ab: Sogenannte Klima-Aktivsten sowie deren politische Freunde und auch deren ausländische Finanziers haben mit dem Thema »Klimaschutz« eine gewisse Macht in der Gesellschaft erreicht, sie bestimmen Debatte und Gesetzgebung – das wird niemand bestreiten, das ist ja deren sehr laut erklärtes Ziel.

Einige von uns aber fühlen sich bei diesen Gestalten an »Sozialismus« erinnert. Man hört Stichwörter wie »Öko-Sozialismus«.

Nebenbei: Denkt mal zurück an den dahingeworfenen Kampfruf von Luisa Neubauer: »Revolution ist kein Ponyhof«. Es war damals eine Reaktion auf die Kritik von Ulf Poschardt an der Missachtung von Bundestag und Demokratie durch sogenannte Klima-Aktivisten (@Luisamneubauer, 4.6.2019, archiviert).

Neue Welle, derselbe Wind

Dann aber wurde die Bevölkerung des Terrors – oder sagen wir: der »Nötigung im Namen des Klimaschutzes« – allmählich müde. Die Klimapanik verlor ihre gesellschaftliche Kraft. Also brauchten die »Klima-Aktivisten« eine andere Themen-Welle, mit der sie relevant bleiben und gesellschaftliche Macht ausüben konnten.

Vorübergehend versuchten sie, sich an den wegen offener Grenzen in Europa grassierenden Antisemitismus zu hängen (siehe theguardian.com, 23.10.2024), natürlich im hauchdünnen Kleidchen der Israelkritik.

Greta Thunberg trat plötzlich nur noch mit Keffiyeh auf, man sah sie plötzlich an der Seite von Palästinenser-Aktivisten.

Die »Klima-Expertin« hatte sich über Nacht in eine »Völkerrechtlerin« verwandelt, wie Klimabewegte es schon mal tun. Nun beschuldigte sie Israel der »Kriegsverbrechen« und des »Genozids« (politico.com, 5.12.2023). Und sie war wahrlich nicht die einzige derart umgeschulte »Klima-Aktivistin« (siehe theguardian.com, 23.10.2023).

Allerdings stellten die »zu Völkerrechtlern umgeschulten Klima-Aktivisten« bald fest, dass Israel-Hass zwar in Teilen der Bevölkerung des »toleranten« Westens viel Applaus finden wird, dich aber zuverlässig ebendort von der Macht fernhält. Damit ist »Israel-Kritik« für diese »Sozialisten« zwecklos. Die wollen an die Macht – Punkt.

Egal und austauschbar

Inhalte sind für Sozialisten nicht nur zweitrangig; Inhalte sind denen vollständig egal und spontan austauschbar.

Was also tun?

Freunde, lasst mich ein Medium zitieren, das wohl ein Kampfblatt ist, aber gewiss kein »rechtes« Kampfblatt, nämlich die TAZ von vor drei Tagen: »Fridays for Future orientiert sich neu – Klima und soziale Kämpfe koppeln – Gegen rechts, für Arbeitskampf: Fridays for Future will künftig auch sozialen Ausgleich, Gerechtigkeit und Demokratie zu ihren Themen machen.« (taz.de, 30.1.2024)

Die wollen De-Industrialisierung fürs Klima, aber Arbeitskampf für Arbeiter, wollen Revolution fürs Klima, aber Demokratie.

Aha.

Frau Neubauer lässt sich jetzt auf Gegen-Rechts-Demos fotografieren mit »#LautGegenRechts« und »Demokratie for Future« auf demselben Plakat.

»Demonstrationen in ganz Deutschland – Luisa Neubauer spricht auf Anti-AfD Demo in Hamburg« jubelt es natürlich bei t-online.de, mit riesigem Heldenfoto der Frau Neubauer.

Wortsalat nach Bedarf

Wenn du die Hälfte des demokratischen Spektrums aus der Debatte verbannen willst, kannst du nicht für Demokratie sein – außer du meinst mit »Demokratie« etwas anderes. Der Sozialist leidet nicht am Widerspruch, denn er definiert Wörter neu, bei Bedarf täglich. Krieg ist Frieden, Ignoranz ist Stärke, Wälder abholzen ist Naturschutz, Wahrheit ist Hass und das Verbot der Opposition ist Demokratie.

Diese Neu-Sozialisten reden Wortsalat. Die reden Unsinn, und sie wissen es. Und sie wissen, dass wir es wissen. Und sie wissen, dass wir wissen, dass sie wissen, dass wir es wissen. Und doch reden sie weiter Unsinn, nicht dennoch, sondern deshalb. Die, die zu ihren Aufmärschen kommen, werden so tun, als ergäbe es alles Sinn, denn so zu tun, als wäre Unsinn sinnvoll, ist Gesslerhut eines jedes Sozialismus.

Die werden alles sagen und beschwören, wenn es sie in die Nähe der Macht bringt. Und jeden, der ihren Machtanspruch infrage stellt, werden sie mit allen, wirklich allen Mitteln bekämpfen.

Spaß ab Abgrund

Freunde, wir blicken aufs Neue in einen alten Abgrund. Und wir sollten, mit Nietzsche darauf achten, dass dieser Abgrund nicht seinerseits zu lange in uns hineinblickt.

Von Zeit zu Zeit aber tut der Abgrund uns den Gefallen, einige Details seiner abgründigen Mechaniken zu offenbaren. In solchen Momenten empfinde auch ich beim Blick in den Abgrund ein klein wenig intellektuellen Spaß.

Ihr wisst, dass ich versuche, jeden Tag etwas klüger schlafen zu gehen, als ich aufwachte. Die vulgären Details des neuen Sozialismus zu sehen und zu verstehen, zählt für mich als »etwas klüger werden«.

Ich hoffe, ihr hattet bei diesem kurzen und ein bisschen gruseligen Blick in unseren Abgrund auch etwas Spaß.

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