Dushan-Wegner

15.03.2024

NDR wirft Bürgern »Hetzkampagne« vor

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten
Täter-Opfer-Umkehr: Die Story von der Polizei in der Schule, wegen AfD-Schlümpfe-Video, ist nicht vorbei. Jetzt attackiert der Staatsfunk die Bürger, die sich an dunkle Zeiten erinnert fühlen, diese betrieben »Hetzkampagne« gegen das Gymnasium.
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Gestern berichtete ich vom krassen Fall eines Gymnasiums in Mecklenburg-Vorpommern. Da hatte der Schulleiter die Polizei gerufen, weil ihm zugetragen worden war, dass eine Schülerin etwas in den Sozialen Medien gepostet hatte, worin die Opposition gelobt wurde (Essay vom 14.3.2023). Ein Video mit blauen Schlümpfen.

Die Story ist aber noch nicht vorbei. Das Drama um den Tag, als der Direktor seine Schule vor der rechtsextremen Diktatur durch blaue Schlümpfe rettete, geht weiter – auf einer neuen Ebene!

Wir reden gleich darüber, doch zunächst ein Exkurs. Es geht um Ohrfeigen und Täter-Opfer-Umkehr.

Armer, provozierter Täter

Stellen wir uns vor, ein Mensch ohrfeigt einen anderen. Und dann, als er zur Rede gestellt wird, sagt er: »Ich kann nichts dafür, der hatte einfach so ein Backpfeifengesicht. Ich bin das eigentliche Opfer hier!«

Das wäre ein Beispiel von Täter-Opfer-Umkehr.

Wir nennen es Täter-Opfer-Umkehr, wenn durch rhetorische und/oder psychologische Winkelzüge versucht wird, den Täter einer Handlung als Opfer zu inszenieren.

Nicht alle Fälle von Täter-Opfer-Umkehr sind so lustig wie die Idee mit dem Backpfeifengesicht als Verteidigung.

Prototypisch ist etwa die »Verteidigung« eines Grabschers oder sogar Vergewaltigers, er sei durch die aufreizende Kleidung seines Opfers provoziert worden.

Gerade in »woken« Gesellschaften wird schon mal der Täter zum Opfer erklärt, wenn etwa ein Haus- oder Ladenbesitzer sich gegen einen Einbrecher oder Dieb wehrt, dieser aber eine »geschützte Eigenschaft« aufweist.

Woker Standard: Kampfbegriff »Hetzkampagne«

Und auch im Fall des Polizeieinsatzes wegen des Schlumpf-Videos erleben wir eine besonders augenfällige Täter-Opfer-Umkehr im großen »Kampf gegen Rechts«.

Zunächst hatte die AfD im Landtag eine Debatte zum Thema angestrengt. Der übliche Klamauk. Die üblichen vorhersehbaren Positionen, auf allen Seiten.

Um den Zustand Deutschlands und der Demokratie besorgte Bürger kontaktierten das Gymnasium direkt. Nicht alle waren freundlich.

Und nun steigt der Staatsfunk des Propagandastaates in das Thema ein. Wir ahnten ja, wie sie es machen würden. Doch es live zu erleben ist dann etwas anderes.

»Hetzkampagne gegen Gymnasium in Ribnitz-Damgarten«, titelt ndr.de, 15.3.2024.

Was ist wohl, laut den Staatsfunkern, der Auslöser dieser angeblichen Hetzkampagne?

Zum Glück sagen sie es selbst: »Auslöser ist eine Kampagne rechtspopulistischer Medien und von AfD-Politikern, die der Schulleitung und dem Schulleiter Stasi-Methoden vorwerfen.«

Flexible Schuldverortung

Der ganze Text des berüchtigten NDR trieft vor Täter-Opfer-Umkehr. Von außen betrachtet wirkt es natürlich, als habe die Schule den eigenen Geschichtsunterricht mehr als Anleitung denn als Warnung gedeutet. Doch für den Staatsfunk sind diejenigen, welche die Schule kritisieren, die wahren Täter.

Die innere Logik der Täter-Opfer-Umkehr – und ihrer Notwendigkeit – ist vermutlich relativ simpel: Der Mensch sieht, dass Unrecht passiert. Aus einer angeborenen Notwendigkeit heraus drängt es ihn, einen »Schuldigen« zu benennen. Der Mensch ist aber erstaunlich flexibel darin, wen genau er als Schuldigen benennt, solange es nur einen Schuldigen gibt.

Das alles mag man als gruselig und moralisch falsch einordnen. Doch man könnte es auch anders deuten: Es ist auch ein gutes Zeichen, dass noch Täter-Opfer-Umkehr passiert. Denn das zeigt, dass da ein Gewissen schlägt.

Richtiges Gewissen im falschen?

Wirklich kalte Menschen, Psychopathen, brauchen keine Täter-Opfer-Umkehr. Die sind einfach so böse und nehmen das Böse hin, es schmerzt sie nicht.

In der gesellschaftlichen Praxis erleben wir, dass gewissenlose Psychopathen ihre gewissensgeplagten Opfer dazu anstiften, die Täter und Opfer des arbeitsteilig begangenen Unrechts zu vertauschen. Man tut Unrecht, sieht sich aber als Opfer und rechtfertigt so auch die böseste Tat, die vulgärste Lüge. (Irgendwann auch die Lügen gegenüber sich selbst, und dann ist es meist zu spät.)

Ja, es ist ein gutes Zeichen, insofern es auf ein aktives Gewissen hinweist, wenn Täter und Opfer vertauscht werden.

Doch es ist etwa ein so gutes Zeichen, wie es ein gutes Zeichen ist, dass eine Wunde blutet: Es zeigt, dass das Herz noch schlägt.

Menschen, die zu lange bluten, die verbluten eben. Und Menschen, die ihr Gewissen zu lange verbiegen, töten es ab.

Zumutung ohne Rechtfertigung

Nein, es ist keine gute Ausrede, wenn der Schläger sich herausredet, sein Opfer habe doch so ein »Backpfeifengesicht« gehabt. Doch seien wir ehrlich: Es ist bisweilen verständlich. (Auch wenn wir zivilisierten Menschen solchen Impulsen nicht nachzugeben pflegen.)

Dafür aber, was der zunehmend psychopathisch auftretende deutsche Propagandastaat sich und seinen Bürgern zumutet, dafür existiert wirklich keine Rechtfertigung oder zumindest keine, die sich mir unmittelbar erschließt.

Lasst mich, als Kommentar bei YouTube, eure These wissen, warum die Propaganda diese Täter-Opfer-Umkehr betreibt. Oder sagt mir, warum ich das total falsch sehe und doch das Gymnasium das Opfer ist – und der Täter womöglich ganz jemand anderes.

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