Dushan-Wegner

24.08.2022

Maskenpflicht ist Demütigung des Pöbels

von Dushan Wegner, Lesezeit 6 Minuten, Foto von Christopher Burns
Politik erfindet ad hoc »Sonderregeln«, warum Maskenpflicht nicht für sie gilt, für den Pöbel aber verschärft sie das Gesetz zur Demütigung noch. Wer jetzt nicht sieht, was WIRKLICH gespielt wird, der WILL es nicht sehen – oder er ist bereits geistig tot.
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Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, so singt Reinhard May. Und weiter dann: Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen, und dann würde, was uns groß und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein. (Schöne Version von Xavier Naidoo auf YouTube)

Ach, ich mag den Viel-zu-kleinen-Skandal um das Reisefieber der alten weißen Männer Scholz und Habeck, zusammen mit dem Tross ihrer »Claquere mit Presseausweis« im Flieger der Luftwaffe. (Offizielle Meldung zur Reise: bundeskanzler.de, 24.8.2022)

Man könnte »Scholz und die Journalisten« auch die andere Variante von »Scholz and Friends« nennen, wenn diese »Freunde« auch weniger der Wahrheit verpflichtet sind als jene Werbefachleute. (Für irreführende Werbung gibt es Abmahnungen – für irreführenden Journalismus gibt es Journalistenpreise.)

Da ist also der Herr, über den Julian Reichelt dieser Tage so elegant wie süffisant schrieb: »An weniger erinnern als Olaf Scholz kann sich nur noch Joe Biden.« (@jreichelt, 23.8.2022)

Und drüben in Kanada lebt ein Herr, der »bestreitet, Fidel Castros Sohn zu sein« (welt.de, 18.2.2018), und der einfach viel zu nützlich für gewisse Mächte zu sein scheint, als dass ihm Korruptions-Skandale wie die SNC-Lavalin-Affäre (engl. Wikipedia) oder der WE-Charity-Skandal (engl. Wikipedia) etwas anhaben könnten.

Dieser Tage flog also Herr Kann-sich-nicht-an-Cum-Ex-erinnern zu Herrn Ist-nicht-Fidel-Castros-Sohn mit der Luftwaffe. Mit dabei: Eine Auswahl offenbar gerngesehener Journalisten.

Und wissen Sie, was diese Herrschaften nicht trugen? Masken!

Masken trugen sie nicht! (bild.de, 22.8.2022)

Dabei ist laut aktuellem Stand des deutschen Infektionsschutzgesetzes auf allen Flügen verpflichtend, Masken zu tragen gegen das ach-so-gefährliche Virus.

Anders als bei »normalen« Flügen

Qualitätsjournalistin Miriam Hollstein warf sich gleich verteidigend vor den Kanzler: »Funfact für alle Trolle: Für diesen Flug mussten alle Mitreisenden einen PCR-Test vorlegen, der nicht älter als 24 Stunden war.« (@HollsteinM, 22.8.2022)

Das Problemchen an der Argumentation der Qualitätsjournalistin ist nur leider, dass das Gesetz eine solche Ausnahme nicht vorsieht. (Zum Verhältnis der Frau Hollstein zu den von ihr wahrscheinlich als »rechts« oder gar »faschistisch« eingeschätzten Entitäten namens »Wahrheit« und »Logik« siehe auch meinen Essay »Alles, was falsch läuft in der Islam-Debatte« von 2018.)

Für Frau Hollstein von T-Online sind Menschen, die darauf bestehen, dass Gesetze für alle Bürger gelten, »Trolle« – lästige Störenfriede. An Frau Hollstein lässt sich eine bekannte wahre Unterscheidung zwischen Rechts und Links exemplifizieren: Für Rechte liegen die Linken schlicht falsch, für die Linken sind Rechte aber böse – gerade dann, wenn sie in der Sache richtig liegen.

Später, in ihrem Schmachtstück (Titel: »Ist das noch derselbe Mann«) zitiert Frau Hollstein den Scholz-Sprecher, wonach »für Flüge der Flugbereitschaft Sonderregeln gelten. Dort gibt es keine Maskenpflicht, aber alle Reisenden müssen, anders als bei ›normalen‹ Flügen, einen PCR-Test vorlegen« (t-online.de, 23.8.2022). (Kritische Geister mit Lebenserfahrung – also »Trolle« im Journalisten-Duktus – fänden es durchaus interessant, sich einmal die angeblichen PCR-Tests vorlegen zu lassen. Am besten gleich in der Warn-App. Vielleicht fänden sich da weitere Überraschungen, so wie bei Herrn Lauterbach; siehe Essay vom 16.8.2022.)

Wie für linke Journalisten (und Propagandisten) typisch, flüchtet sich Frau Hollstein bei ihrer Verteidigung des Kanzlers in Unterstellungen: »Die Kritiker besänftigte dies nicht, ihnen geht es um die Symbolik.« (t-online.de, 23.8.2022) – (Zur Unterstellung böser Absicht als Manipulations-Technik habe ich ein eigenes Kapitel in »Talking Points« geschrieben.)

Was Journalisten sagen, ist das eine – die Wahrheit aber ist das andere. Die Wahrheit ist hier, dass diese angeblichen »Sonderregeln« wohl nirgends stehen, und wahrscheinlich eher so ad hoc ausgedacht wurden.

(Der Rechtsanwalt Udo Vetter befasst sich mit der scheinbaren Abwesenheit dieser »Sonderregeln« in der für guten Juristen typischen Tiefe auf lawblog.de, 22.8.2022.)

Jedoch, ich will gestehen, dass ich viele der öffentlichen Aspekte dieser Reise durchaus mag.

Ich mag sie nicht deshalb, weil es gut oder begrüßenswert wäre, was dort geschieht.

Ich mag diese Reise, weil es inzwischen so offen ist und weil es so dreist vorgeführt wird, dass man nur noch in aktiver Selbstverdummung leugnen kann, dass passiert, was passiert.  Unwissen ist keine lässliche Sünde mehr.

2020 schrieb ich noch übers Coronatheater, als Politiker noch für die Kameras extra Masken aufzogen. Inzwischen spielen diese Figuren nicht mal mehr Theater – inzwischen lachen sie uns offen aus.

Für das simple Volk

Zunächst: Warum fliegen diese Leute eigentlich? Was müssen Scholz und Trudeau in einem Raum sitzend besprechen, was nicht via Video-Anruf erledigt wäre? Wie viel CO₂ wird hier sinnlos produziert! Und warum müssen die geschmeidigen Damen und Herren Journalisten mitfliegen? Man wird es doch nicht nur veranstalten, um hübsche Social-Media-Fotos zu produzieren (wie @HollsteinM, 23.8.2022).

Ich mag an dieser Spaßreise von Politik und Presse, wie offen man inzwischen zeigt, dass Gesetze nur für den Pöbel gelten. Vorm Untersuchungsausschuss lachte Scholz dem Rechtsstaat ins Gesicht (bild.de, 19.8.2022) (wobei es eine schon sehr wohlwollende Interpretation von »Rechtsstaat« ist, den von seinen Partei-Genossen und anderen politischen Wegbegleitern besetzten Ausschuss als Vertreter des Rechtsstaats zu deuten).

In der Luft aber scheint sie grenzenlos zu sein, die Freiheit von den Gesetzen, die für das simple Volk gelten.

In Deutschland werden Kinder aus dem Schulbus geworfen, wenn sie ihre Masken angeblich nicht »ordentlich« aufgesetzt haben (lvz.de) – selbst nachdem sie den Gesichtslappen korrigieren. Wer wirft die Heuchler aus der Regierung?

Die Politik-Presse-Kaste macht unzweideutig deutlich, dass sie sich ihre eigenen Regeln ad hoc ausdenken kann.

Kaum ist man zurückgekehrt vom teuren Kurztrip zum von Korruptions-Skandalen geplagten Herrn Trudeau, erlässt man ein noch schärferes Gesetz zur Demütigung des einfachen Volkes (bild.de, 24.8.2022). Begründung: Der weiterhin völlig normal wirkende Herr Lauterbach erwartet eine heftige »Corona-Welle im Herbst«. Himmel, hilf den Deutschen – sie selbst können sich wohl nicht mehr helfen.

Ich glaube keine Sekunde mehr, dass es um Schutz und Gesundheit geht – zu offensichtlich fühlt es sich an, dass dies ein Machtbeweis und eine Demütigung ist. (Schon jetzt kann man bei Fotos von Politiker die Mächtigen von den Bediensteten daran unterscheiden, wer Maske trägt und wer nicht.)

Ich habe allerdings schon gehört, dass erste Passagiere, statt eine Maske aufzuziehen, der Stewardess ein Foto von der Scholz-Habeck-Reise zeigten – und diese das schulterzuckend hinnahm.

Ein Staat, in welchem Politik und Presse ad hoc »Sonderregeln« für sich und ihre Kumpels erfinden, dabei Gesetze und demokratische Verfahren verhöhnend (es sind ja nur »Trolle«, die so etwas fordern), für so einen Staat gibt es durchaus Bezeichnungen, und diese sind nicht zwingend »Demokratie« oder »Rechtsstaat«.

Kaum eine Sorge

Mit dem Kanada-Ausflug von Scholz und seinen Freunden wurde deutlich: Die Maskengesetze dienen zumindest optisch zuerst der symbolischen Unterwerfung der unteren Kasten. Die Politiker-Presse-Kaste erfindet offenbar ad hoc Sonderregeln – und sie tun nicht mal mehr so, als ob es anders wäre. (Und wenn ihnen die »Trolle« zu lästig werden, dann können sie sich im Zweifelsfall an nichts erinnern.)

Die Politik erfindet ad hoc »Sonderregeln«, warum Maskenpflicht nicht für sie gilt, für den Pöbel aber verschärft sie das Gesetz zur Demütigung noch. Wer jetzt nicht sieht, was wirklich gespielt wird, der will es nicht sehen – oder er ist bereits geistig tot.

Sicher, es gibt sie noch, die Bürger, die noch an Masken und die Glaubwürdigkeit der Regierung glauben, doch sie werden weniger.

»Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein«, so singt Reinhard Mey, und auch: »Ich wär gern mitgeflogen«.

Nein, ich wäre nicht gern mitgeflogen, nicht mit diesen Typen.

Sie und ich sind für die eher so ein Ärgernis, kaum eine Sorge. Unser Leben und unsere Freiheit mögen uns »groß und wichtig« erscheinen, für die Politik und Presse über den Wolken ist unsere Würde eher so »nichtig und klein«.

Selbst wenn ich fliege, bleibe ich lieber mit Ihnen, liebe Leser, hier unten auf der Erde. Ich habe genug Journalisten getroffen, doch wenn ich keinem weiteren jemals begegne, ist mein Leben nicht ärmer drum gewesen.

Die Wahrheit wird dieser Tage offenbar, doch nicht immer will man mit denen zu tun haben, die sie unfreiwillig verkündeten.

Weiterschreiben, Wegner!

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