Dushan-Wegner

15.05.2023

Und du so?

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten, Alle Vögel sind schon … irgendwo?
Der neue deutsche Zeitgeist: Du bist denen da oben egal. Du musst Steuern zahlen – und ansonsten bist du störender Kohlenstoff. Das heißt: Du musst selbst bestimmen, was dir NICHT egal ist – beginnend mit dir und deiner Familie.
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Ich schreibe dies an einem Montagmorgen. Hinter uns liegt ein Wochenende, das ich ein typisches »neues deutsches Wochenende« nennen will. Man könnte es aber auch ein »Einerseits-andererseits-Wochenende« nennen.

Einerseits ist Mitte Mai, also Frühling, und jeder tut sein Bestes, diese Tage zu genießen. Vielleicht bereitet man den Garten auf den Sommer vor oder räumt den Balkon auf – so man Garten oder Balkon hat. Man trifft sich mit der Familie oder mit Freunden – so man Familie oder Freunde hat. Man kauft ein, gönnt sich ein feines neues Ding – so die Einkaufsstraße noch Geschäfte hat, das Konto noch Geld und das Zuhause noch Platz für neue Dinge.

Man versucht, dem Leben etwas Freude abzuringen, keine Möglichkeit für einen schönen Moment zu verpassen. Jeder Tag kommt nur einmal, und selbst das nur maximal. Im Volk der Dichter und Denker darf man »zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön!« (Faust 1, via projekt-gutenberg.org).

Das ist das Einerseits.

Und dann wäre da das Andererseits.

Andererseits erfahre und höre ich schmerzhaft viele Dinge, die mich einen bestimmten fiesen Satz denken lassen: »Wir normalen Menschen sind denen doch egal.«

»Ein Drittel der Fernverkehrszüge fällt am Montag aus« (focus.de, 15.5.2023). Die Deutsche Bahn bekommt durch den (abgesagten!) Warnstreik leider den Betrieb nicht schnell genug vollständig hochgefahren. Du hast dich dummerweise auf die Bahn verlassen? Egal, dein Job ist denen egal.

Kürzlich starb schon wieder ein Mensch, während die aus den USA finanzierten Klebe-Söldner eine Straße blockierten. Bei der Radfahrerin in Berlin wollte die Staatsanwaltschaft keine Anklage wegen Tötung gegen die Klebe-Söldner erheben (lto.de, 13.4.2023). Diesmal starb in Österreich ein Mann im blockierten Krankenwagen (merkur.de, 15.5.2023). Ob man in Österreich mutig (und unabhängig!) genug ist, sich mit den Schergen der US-Milliardäre anzulegen und sie als das zu belangen, was sie wirklich sind? Spoiler: Ihnen drohen bis zu drei Monaten Haft – der Preis eines Menschenlebens ist nicht immer gleich hoch. Die Klebe-Söldner räumen immerhin einen »Fehler« ein, und damit muss es auch gut sein. Es ist »Klimakampf, nicht Klimakuscheln«, sagte ein »Klima-Aktivist« (siehe Essay vom 1.11.2022). Wenn Menschen dabei sterben … egal?

Makabrer Aspekt dabei: Ein schräger Titel dieser Kinder, die uns im Auftrag von US-Milliardären das Leben schwer machen, lautet »Letzte Generation«. Was genau aber bedeutet »letzte«?

Dass diese Spinnerten »das Allerletzte« sind, so gesellschaftlich und moralisch? Das meinen die wohl nicht. Die meinen das im Sinne aller sonstigen Weltuntergangssekten: dass nach ihnen die Sintflut kommt, wenn wir nicht all unser Geld in CO₂-Zertifikate stecken, sprich: den Milliardären schenken, welche diese Attentäter sponsern. Es verhöhnt selbst die simpelste intellektuelle Redlichkeit … egal.

Der Terminus »letzte Generation« könnte eine weitere Bedeutung tragen! Norbert Häring notiert (norberthaering.de, 10.5.2023), dass Deutschland im Februar 2023 einen weiteren Geburtenrückgang erlebt. Die kommende Generation? In maximaler Konsequenz: egal.

Der Geburtenrückgang nach der mRNA-Masseninjektion beträgt nicht 100 %, sondern eher um die 5 %. Es dauert also noch etwas, bis wir Children of Men (siehe Wikipedia) nachspielen, doch die Richtung »stimmt«. Ist der Grund nur medizinisch?

Die tagesschau.de, 20.9.2022 vermutet, dass »Frauen ihren Kinderwunsch verschoben« hätten, bis ihnen die mRNA-Gentherapie injiziert wurde, erst dann würden sie sich sicher fühlen, ihren Leib und die folgenden Jahrzehnte fürs Hervorbringen der nächsten Generation zur Verfügung zu stellen.

Plausibler erscheint mir, dass Menschen sich davor fürchten, Kinder in eine Welt und Gesellschaft zu setzen, in welcher dem Menschen unzweideutig signalisiert wird: »Du, dein Leben und dein Glück sind uns egal

Die Menschheit hätte es nicht einmal bis hierhin geschafft, wenn es dem Menschen nicht angeboren wäre, Teil einer Gemeinschaft zu sein und sich für diese Gemeinschaft einzusetzen. Das funktioniert aber nur, wenn die Gemeinschaft im Gegenzug dem Einzelnen glaubwürdig vermittelt, dass er ihr wichtig ist, dass sie ihn braucht und dass sie ihn deshalb stärkt – sprich: dass der Einzelne eben nicht egal ist.

Und du so? Fühlst du dich gestärkt – oder ist es dir egal?

Dies scheint mir der notwendige »neue deutsche Geist« zu sein: Einerseits signalisiert dir die Politik, dass du egal bist, andererseits beschließt du jeden Tag aufs Neue, das Richtige zu tun, weil es richtig ist. (Sind deine Relevanten Strukturen dir relevant genug?)

Wenn du es dir leisten kannst, kannst ja auch du beschließen, dass es dir ebenso egal ist – was auch immer »es« genau bedeutet.

Das heißt: Du beschließt, dass deine Seelenruhe dir wichtiger ist – dass dir egal ist, dass du denen egal bist.

Weiterschreiben, Wegner!

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