Stellen Sie sich vor, ein Außerirdischer steht vor Ihnen (und Sie erkennen die Tatsache, dass der Alien ein solcher ist).
Was denkt das fremde Wesen wohl? Was sind seine Absichten? Was seine Werte?
In Science-Fiction-Filmen haben wir gelernt, dass Aliens wahlweise unsere übelsten Triebe oder unsere höchsten Werte ausleben.
Doch die Realität wäre wohl, dass das mentale Innenleben der Aliens sich von unserem derart grundsätzlich unterscheidet, dass wir es kaum als solches erkennen würden.
Wo wir aber gerade von Aliens reden: Die Ermittlungen gegen den Rammstein-Sänger Till Lindemann wurden eingestellt.
Keine einzige
Eine Social-Media-Influencerin und einige weitere Damen hatten ziemlich üble – und in weiten Teilen unbelegte – Vorwürfe gegen den Sänger erhoben. Es ging um die Partys nach und sogar während der Konzerte. Es wurde von Drogen und Alkohol geraunt. Von »sexualisierter Gewalt«. Das Relotiusmagazin bleibt bis heute bei einem Teil seiner Erzählungen (einige wurden von Gerichten untersagt), und sieht sich wohl als letzte Bastion im Kampf gegen die Unmoral eines »perversen Groupie-Castingsystems« (kein Scherz, das schreiben die wirklich so: spiegel.de, 30.8.2023).
Erst gab es das anklagende Instagram-Video einer solchen Dame. Dann wurde eine mediale Schmutzkampagne lanciert, wieder zunächst von einem fürs Dreckwerfen und wertelosen Anti-Journalismus bekannten typisch deutschen Gebilde, einem »Rechercheverbund« (siehe spiegel.de, 30.8.2023) zwischen Staatsfunk und staatsnaher Zeitung. Diesmal waren die beiden tiefroten Anstalten NDR und WDR dabei sowie die umstrittene ›Süddeutsche Zeitung‹. (Diese hat Lindemann wohl inzwischen abgehakt und hilft aktuell der CSU und der SPD im bayerischen Wahlkampf mit einer Schmutzkampagne gegen den Freie-Wähler-Chef Aiwanger mithilfe eines SPD-nahen pensionierten Lehrers, der Behauptungen aus Aiwangers Schulzeit vor 35 Jahren hervorkramt; focus.de, 30.8.2023.)
Wollten und mussten nicht
Lindemann wurde von unbeteiligten Dritten angezeigt (spiegel.de, 30.8.2023). Die Staatsanwaltschaft Berlin nahm Ermittlungen auf, doch das Verfahren gegen den Sänger wurde vergleichsweise bald wieder eingestellt (tagesschau.de, 29.8.2023).
Es existierte schlicht kein hinreichender Tatverdacht. Bei der Staatsanwaltschaft oder Polizei hatte keine einzige der Damen aussagen wollen. Die Medien wollten und mussten deren Kontaktdaten auch nicht an die Staatsanwaltschaft herausgeben, die immerhin in einigen Fällen nachgefragt hatte (vergleiche spiegel.de, 30.8.2023).
Ja, die meisten wollten »anonym bleiben«. Sie sagten, dass sie irgendwelchen Journalisten mehr vertrauten als der Staatsanwaltschaft. Denkmöglich ist aber natürlich auch, dass sie es fürchteten, selbst belangt zu werden: wegen Vortäuschens einer Straftat (§ 145d StGB) vom Staatsanwalt und privat von Lindemanns Anwälten.
Man wird nicht undankbar sein
Der Fall Lindemann war eine Internet-Chimäre, initiiert und verbreitet von der »Generation Social Media«, die womöglich nicht mehr zwischen Realität und Phantasie unterscheiden kann und die Likes auf Instagram oder TikTok für die eigentliche »Wirklichkeit« und »Wahrheit« hält.
Bald sprangen die üblichen Trittbrettfahrer auf die Empörung auf. Die Münchener Grünen wollten den Kontakt von Band und Fans von Amts wegen einschränken lassen (t-online.de, 2.6.2023).
Wir schreiben das Jahr 2023 und »Sex and Drugs and Rock’n’Roll« ruft wieder die Sittenwächter auf den Plan, und weil das an sich nicht mehr verboten ist, denkt man sich eben etwas Verbotenes dazu aus.
Die berüchtigte Stiftung um die Ex-Stasi-Mitarbeiterin Kahane sammelte Geld, »um die mutmaßlichen Betroffenen zu unterstützen und die Machtverhältnisse auszugleichen« (Stand heute: über 826.238 Euro; siehe betterplace.org/archive.ph).
Man wird nicht undankbar sein, wenn das Thema nun aus dem öffentlichen Bewusstsein wieder verschwindet. (Auf der Spendenseite steht explizit, dass, »sollte Geld übrig bleiben«, dieses Geld einer eigenen Initiative »SHEROES« und »dem gemeinnützigen Zweck der Amadeu Antonio Stiftung« zugutekommt. Ich höre die Worte und verstehe: »Wir behalten die Kohle, was dachtet ihr denn?«)
Mörtel ohne Logik
Doch der »Fall Lindemann« ist als gesellschaftliches Thema natürlich nicht vorbei. Nicht für »die« und nicht für uns.
Für eine Reihe jener, die sich für die »Guten« halten, ist die Einstellung der Ermittlungen noch lange kein Beweis für Lindemanns Unschuld. Dass die Damen nicht bei der Polizei aussagen wollten, legt für die auch nicht nahe, dass die Damen sich alles nur ausgedacht hatten.
Die »Logik« dahinter: Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen ein, auch weil keine der angeblich betroffenen Damen vor der Polizei aussagte (sondern oft nur »anonym« bei geneigten Journalisten), und das macht die Damen nicht weniger glaubwürdig, denn es ist sinnlos, bei der Polizei auszusagen, da die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ohnehin einstellt, wie man ja gesehen hat.
Das Weltbild von Linken ist aus Lügen aufgebaut, und der Mörtel zwischen den Lügen enthält genau gar keine Logik.
Die Forderungen der Lindemann-Ankläger sind der kaum verhüllte Wunsch, endlich die Prinzipien des Rechtsstaates zugunsten der digitalen Mob-Empörung aufzugeben. Es überrascht wenig, dass sich t-online an die Spitze der Hetze stellt.
In einem ausführlichen Text auf Twitter (@udovetter, 30.8.2023) zitiert der Rechtsanwalt Udo Vetter aus einem solchen t-online-Hetzstück (t-online.de, 30.8.2023/archiviert) einen Satz, der zunächst nebensächlich erscheint, doch tief in die Abgründe des journalistischen Staatsverständnisses blicken lässt: [Die Staatsanwaltschaft] »hat den Fall, in dem mehrere Monate oder sogar Jahre ermittelt werden könnte, zu den Akten gelegt.«
Wie RA Vetter ganz richtig erkennt, wird hier de facto gefordert, den Beschuldigten über Jahre mürbe zu machen, obwohl man weiß, dass nichts gegen ihn vorliegt.
Fans im Rücken
Mich gruselt die Causa Lindemann, und das Gruseligste sind weder der Sänger noch allein die Tatsache, dass irgendwelche Damen ihn ohne Beweise oder auch nur plausible Storys beschuldigten.
Das Gruseligste am Fall Lindemann ist für mich, dass Menschen unter uns leben, für die Wahrheit ein weit geringerer Wert ist als »Klicks«, »Anzeigenverkauf« und »Empörung des Tages«.
Der reiche Till Lindemann kann sich mit teuren Anwälten und vielen Fans im Rücken gegen die Lügen wehren. »Till Normalmann« steht dem linken Lügenmob im Zweifel hilflos gegenüber.
Die linke Lügenmaschine hat mit der Hetze gegen Till Lindemann viel Geld gemacht. Inzwischen ist der Kern des Mobs weitgehend weitergezogen, und auch die Hetze gegen Aiwanger klingt ab. Wir sind gespannt, wen man sich als Nächstes vornimmt.
Nur viel größer
Diese Leute ohne erkennbares Gewissen und kohärenten Wahrheitsbegriff leben unter uns. Einige schlurfen durch die dunklen Flure der Redaktionen, doch ihre Opfer, die »Non Player Characters« können wir täglich treffen.
Lindemann tut wie ein Außerirdischer, doch seine Fans haben Spaß an seinen Eskapaden, weil er eben doch fühlt wie wir – nur viel größer. (Also ähnlich wie ich so fühle wie Sie, nur viel wortreicher.)
Diese Menschen aber, für die Wahrheit wenig bedeutet und die Existenz eines Unschuldigen erledigt werden darf, wenn die Wut des Mobs es fordert, diese Menschen fühlen sich für mich wie »Aliens« im englischen Sinn des Wortes an – fremd.
Zwei Beine, zwei Arme
Wir leben mit Leuten zusammen, die sich von Ihnen und mir grundsätzlich unterscheiden. Äußerlich mögen wir uns ähneln, zwei Beine, zwei Arme und so weiter. Doch in der Seele und da speziell in den persönlichen Werten haben die und wir offenbar wenig gemeinsam.
Lassen wir uns nicht verführen, deren Werte als die unseren anzunehmen, wie viel Autorität und soziale Macht diese Leute auch ausüben mögen.
Deren relevante Strukturen sind andere als unsere. Das heißt, dass deren Begriffe von Gut und Böse ganz andere sind als unsere.
Deshalb: Bleibt selbstbewusst bei euren Werten.
Und: Passt auf euch auf!