Dushan-Wegner

27.11.2022

Herr Schwab und China als »Vorbild«

von Dushan Wegner, Lesezeit 6 Minuten, Foto von Alexander Ramsey
»Wir müssen die Welt von morgen entwerfen. Es ist eine systemische Transformation der Welt.« »Das chinesische Modell ist sicherlich für viele Länder ein sehr attraktives Modell.« (Klaus Schwab, WEF)
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Dein Gehirn sagt dir, dass das Gehirn das wichtigste aller Organe sei. Was würde der Darm sagen, wenn du ihn fragtest, was das wichtigste aller Organe sei?

Apropos Verdauung: Die Ärzte schnüren dir den Magen, damit du nicht zu viel isst – die Journalisten schnüren dir den Verstand, damit du nicht zu viel denkst.

Apropos Schnürung und Magengegend: Bei einigen Meldungen schnürt es einem ganz ohne chirurgischen Eingriff den Magen zu.

Bei anderen halten wir uns den Bauch vor Lachen.

Und dann gibt es die extra schillernden Ereignisse, da schnürt es uns den Magen zu während wir doch laut lachen – nicht dass wir noch dran ersticken!

Die heutige Meldung dieser Art besteht aus einem Interview mit unserem Freund Klaus Sch., welches dieser Tage vom Chinesischen Staatsfunk geführt und gesendet wurde.

Herr Sch. wiederholte seinen »systemic«-Talking Point (den ich im Essay vom 18.11.2022 notierte). Diesmal sprach er nicht von der ​Restrukturierungen der Welt​, sondern von der ​Transformation​:

We have to have a strategic mood. We have to construct the world of tomorrow. It’s a systemic transformation of the world. So we have to define how the world should look like which we want to come out of this transformation period. (Klaus Schwab, Video eines Interviews, veröffentlicht: news.cgtn.com, 19.11.2022, ab 1:15)

Zu Deutsch etwa: »Wir müssen in strategischer Stimmung sein. Wir müssen die Welt von morgen entwerfen. Es ist eine systemische Transformation der Welt. Wir müssen also definieren, wie die Welt aussehen soll, von der wir wollen, dass sie aus dieser Transformationsperiode herauskommt.«

Detailfragen

Nehmen wir an, dass Herr Sch. tatsächlich wie ein junger Alexander (nur eben heimlich) über die notwendigen Armeen verfügt, die es braucht, um sich die Welt untertan zu machen und dann nach seinen Ideen zu formen – und dass er nicht nur ein 84-jähriger Möchtegern-Hollywood-Schurke ist.

Wenn wir Herrn Sch. wirklich zutrauen, die Verschwörungen durchzuziehen, die er der Welt gefragt und ungefragt verkündet, welche Blaupause für »Restrukturierung« und »Transformation« schwebt ihm denn vor?

Lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:

I respect China’s achievements, which are tremendous, over the last over forty years, since the opening up and policy – reform policy came into action. I think it’s a role model for many countries. But I think also we should leave it to each country to make its own decision, what system it wants to adapt. – And I think we should be very careful in imposing systems. But the Chinese model is certainly a very attractive model for quite a number of countries. (Klaus Schwab, Video eines Interviews, veröffentlicht: news.cgtn.com, 19.11.2022, ab 3:35)

Zu Deutsch etwa: »Ich bewundere die enormen Errungenschaften Chinas in den letzten über vierzig Jahren, seit der Öffnung und seit die Reformpolitik in Kraft getreten ist. Ich denke, es ist ein Vorbild für viele Länder. Aber ich denke auch, wir sollten es jedem Land überlassen, selbst zu entscheiden, welches System es annehmen möchte. – Und ich denke, wir sollten sehr vorsichtig sein, wenn wir Systeme durchsetzen. Aber das chinesische Modell ist sicherlich für viele Länder ein sehr attraktives Modell.«

Herr Sch. sieht die Notwendigkeit (oder Unabwendbarkeit?) einer weltweiten »systemischen Transformation«. Und er verteidigt die Idee der »Globalisierung« gegen die »De-Globalisierung«, die derzeit ja eigentlich zu beobachten ist (ab ca. 1:52). Und China nennt er ein »Vorbild« für »viele Länder«.

Wenn also jedes Land »selbst entscheiden« soll, welches System es adaptiert, aber gleichzeitig eine globale »Transformation« stattfinden soll, wie kann und soll das zusammengehen?

Nun, er sagt (und praktiziert) es (ab ca. 0:54) ja recht deutlich: Er will die »besten« und »relevantesten« Leute in eine (wohl supranationale) »Plattform« »integrieren«, um für »Fortschritt« zu arbeiten. – Wir dürfen aus anderen Äußerungen, auch im selben Interview-Schnipsel, wohl selbst schließen, was er mit »beste«, »relevanteste«, »integrieren« und »Fortschritt« meint.

Das »How to do it«

Die chinesische Staatsfunkerin fragt, wie man nun alle aufs Neue »an Bord« bekommt für »die Vision« (1:49). Nach oben erwähnter Lobrede auf die Globalisierung erklärt Herr Sch. endlich das »How to do it«:

We have to mentor the population and to show through our good examples that the future requires this change and the change at the end ultimately will be beneficial for them. (Klaus Schwab, Video eines Interviews, veröffentlicht: news.cgtn.com, 19.11.2022, ab 3:04)

Zu Deutsch etwa: »Wir müssen die Bevölkerung betreuen [oder: lehren, unterrichten, trainieren] und durch unser gutes Beispiel zeigen, dass die Zukunft diese Veränderung erfordert, und dass die Veränderung am Ende letztendlich für sie von Vorteil sein wird.«

»Mentor the population« ist ein kaum noch verhüllender Euphemismus für Propaganda und Gehirnwäsche.
 Ein jeder Staat soll sich allein entscheiden, doch ein »Wir« (das er hier nicht näher definiert) organisiert »Plattformen« für die Entscheider und »Mentoring« für die Bevölkerung, so dass sie sich schon noch richtig entscheiden.

Was er mit »unser gutes Beispiel« meint, ist nicht ganz klar. Werden die Strippenzieher sich nicht mehr hinter Mauern und Panzerglas von den Folgen ihres Treibens verstecken? Sollen WEF- und Klimapanik-Treffen etwa ab nächstem Jahr nicht mehr als inoffizielle Leistungsschau der Privatjet-Hersteller dienen?

Der dritte Teil seiner Umsetzungs-Pläne aber ist einer, bei dem es mir spürbar den Magen abschnürt – während der Bauch sich vor Lachen schütteln will.

Er will den Leuten deutlich machen, dass die »Veränderung« »letztendlich« für sie von Vorteil sein wird.

Das also meint Klaus Sch. mit China als »Vorbild« – das ist schließlich das Versprechen aller Sozialismen, ob international oder national, ob damals oder heute: Jetzt machen sie dein Leben zur Hölle, während sie selbst Hummer fressen, im Privatjet fliegen und ihre dritte Villa am Rand des angeblich doch steigenden Meers kaufen – doch »letztendlich« wird es für dich gut werden.

Es ist gruselig – und es ist lächerlich – eine Tragikomödie.

Instanzen sind sich einig

Es gibt Situationen im Leben, in denen Verstand, Sprachverständnis, Bauchgefühl und Erfahrung einander widersprechen – dies ist keine dieser Situationen. In dieser Angelegenheit greifen die jeweiligen Bewertungen sogar verstärkend ineinander!

Mein Bauchgefühl sagt mir, dass dieser alte Mann wirren Unsinn redet.

Meine Erfahrung sagt mir, dass keine Utopie zu wirr und irre ist, um nicht irgendwen zu motivieren, sie unter Inkaufnahme von Leid und Tod umzusetzen.

Mein Verständnis politischer Sprache sagt mir, dass Herr Sch. recht deutlich ankündigt, dass bei der Umsetzung seiner »systemischen Transformation« noch viel weiteres Leid aufbrechen wird.

Und mein Verstand mahnt mich: Nicht nur ist nichts nur deshalb wahr, weil ich es mir so wünsche – sondern es ist auch nichts nur deshalb nicht wahr, weil es mir unangenehm ist, es mir einzugestehen.

Deren/ deine Pläne

Nicht ein jeder bringt den Mut auf, sich einzugestehen, dass seine Ohren hören, was sie hören, und dass seine Augen sehen, was sie sehen.

Der Satz »Bill Gates und Klaus Schwab meinen, was sie sagen«, gilt heute als »Verschwörungstheorie« und »rechtsextremes Geschwurbel«.

Die Großen wie auch die Wahnsinnigen planen sehr öffentlich. Ich halte diese Pläne für lächerlich und zum Scheitern verurteilt – und gerade deshalb für gefährlich.

Die können sich hinter hohen Mauern vor den tödlichen Folgen ihres Tuns verstecken – wir können es nicht.

Auch wir, ein jeder für sich, sollten nicht weniger planen als ​die​.

Weiterschreiben, Wegner!

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