18.12.2018

Die Rückeroberung

von Dushan Wegner, Lesezeit 8 Minuten, Bild von Leo Rivas
15-Jährige sagt bei Klimakonferenz, was linker Mainstream hören will – Eltern unterstützen sie und sie erhält Lob von fast allen Medien. – Wie nennen ZDF etc. die Links-PR-Aktion? »Mutig«! – Bullshit! Mutig ist, wenn du GEGEN den Strom schwimmst!
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Ein Schwertkämpfer trifft auf einen Gegner, und dann trifft er auf noch einen Gegner. Er trifft auf einen Gegner nach dem anderen, und träfe er nicht auf Gegner, die ihn alle und jeder herausfordern, dann wäre der Schwertkämpfer kein Schwertkämpfer, sondern ein Schwerttheoretiker.

Mit welcher Haltung, welcher inneren Voraussetzung trifft der Schwertkämpfer denn auf seinen jeweils nächsten Gegner – idealerweise? (Nebenbei: Mich drängt es, wichtige Begriffe wie Haltung zurückzuerobern von den Propagandisten und Staatsfunklern, die im orwellschen Geist das Wort »Haltung«, wie einst Goebbels, für Parteilinie und Linksgrüne Standardweltsicht verwenden. Wer »Haltung« sagt und sich auf Einheitsmeinung bezieht, also das Gegenteil von Haltung, ist der nicht auf gewisse Weise ein echter Neo-Nazi? So oder so: Haltung ist ein großer Begriff, wir sollten ihn den Mitläufern und Hurrabrüllern wieder entreißen!)

Ein Schwertkämpfer will und sollte den immer nächsten Gegner besiegen, und das ausnahmslos, denn wenn er den Gegner auch nur einmal nicht besiegt, dann ist der Schwertkämpfer kein Schwertkämpfer mehr, sondern ein Schwertgekämpfthabender, mit anderen Worten: ein Toter. Damit der Schwertkämpfer auch ein Schwertkampfsieger bleibt, dafür ist neben Technik, Kraft, Geschwindigkeit und dem legendären Dauerquäntchen an Glück auch eine für den Kampf nützliche Geisteshaltung notwendig – und welche Haltung soll das sein?

Keine Angst

Ein weiser Mann hat einmal gesagt, seine Mutter zitierend: »Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen; man weiß nie, was man kriegt.« – Um in diesem Sprachbild zu bleiben: Es ist möglich, alle Pralinen aus der Schachtel auf einmal zu essen, doch das macht Bauchweh; es ist klüger, immer nur ein oder zwei Stück zu essen, und später dann vielleicht ein anderes Stück. Ähnlich wollen wir es mit der Haltung des Schwertkämpfers halten: Wir wählen einige wenige Gedanken aus, nicht dass wir noch Bauchweh bekommen!

Ich habe diese zwei Gedanken ausgewählt:

  1. Der Schwertkämpfer muss jeden einzelnen Kampf gewinnen wollen und darf doch keine Angst vor der Niederlage haben.
  2. Der Schwertkämpfer muss sich auch in der Hitze des Kampfes an das Gelernte und Bewährte erinnern; der Situation angemessen zu kämpfen bedeutet keineswegs, in Panik, Hektik oder anderen unklugen Anflügen der Gallensäfte das Gelernte und Bewährte aufzugeben.

Der Kämpfer, der nicht gewinnen will, der auch nur eine einzige andere Motivation hat, die stärker ist, als der Wunsch zu gewinnen, wird besiegt werden von einem anderen Kämpfer, der zuerst gewinnen will. Nicht einmal der Wunsch, nicht zu verlieren, darf stärker sein als der Wunsch, zu gewinnen, denn die Angst vorm Verlieren könnte den Kämpfer verleiten, auf eine aussichtsreiche, aber in Einzelfällen gefährliche Taktik zu verzichten.

Der Kämpfer, dessen Geist in der Glut des Kampfes das Gelernte vergisst, so dass der Kämpfer mit dem Schwert fuchtelt wie ein verschrecktes Kind, wird leicht besiegt werden von einem Gegner, welcher auch im gellenden Waffenklirren nicht verliert, was die Generationen von Kämpfern vor ihm teuer lernten.

Dies sind die zwei Stück Schokolade, die wir Schwertkämpfer heute wählen wollen: Kein Wunsch, nicht einmal der Wunsch nicht zu verlieren, darf den Wunsch zu gewinnen überlagern, wenn der Schwertkämpfer nicht sein Ende finden will. Und, selbst in der Hitze des Kampfes darf der Schwertkämpfer nicht vergessen, was er lernte, was er weiß, was sich als richtig und wirksam bewährte.

Worteschlacht

Der politisch interessierte Bürger muss sich heute vorkommen wie ein Schwertkämpfer, der einen von Leit- und Staatsmedien verbreiteten Unsinn nach dem anderen besiegen muss, und wenn er einen Unsinn Kraft seines Geistes erledigt hat, stürzt schon der nächste Gegner auf ihn ein. Auch nur einen Bullshit zu glauben, auch nur einer Propaganda-Botschaft zu unterliegen, kann genügen, einen Menschen auf Monate oder für ein Leben in die Irre zu führen.

Nehmen wir als Beispiel die Meldung von letzter Woche, eine 15-Jährige habe beim Klimaschutzgipfel im polnischen Katowice »mutig« den Erwachsenen ihre Meinung gegeigt.

Das ZDF sagt:

„Es ist mir egal, ob ich beliebt bin. Ich will einen Planeten, auf dem wir gerne leben. […] Und uns geht die Zeit aus.“ Die 15-jährige Klimaaktivistin Greta #Thunberg rechnet in dieser mutigen Rede beim Weltklimagipfel mit der Politik ab. #COP24 (@ZDFheute, 15.12.2018)

Auch andere Qualitätsmedien wie Bento oder FAZ stimmen ein:

»Grün: Die stärkste Rede bei der Klimakonferenz kam von der 15-jährigen Greta Thunberg« (bento.de, 16.12.2018)

»Eine Schülerin und das Klima : „Ihr seid nicht erwachsen genug, die Wahrheit zu sagen“« (faz.net, 16.12.2018)

(Und so weiter, und so fort – nennt es nur nicht Gleichschaltung! – Zur Ehrenrettung deutscher Leitmedien kann man WELT erwähnen, die zwar erst in Schrift und in Video einstimmte, dann aber doch kritisch wurde, wenn auch – anders als die unkritischen Texte … – es hinter Paywall einschloss.)

Wir wollen würdige Schwertkämpfer sein und jeden linken Bullshit als neuen Gegner immer wieder ernst nehmen! Achten Sie einmal auf die Hype-Zeile vom Staatsfunk, und darin auf die emotionalen Propaganda-Vokabeln: »rechnet … ab« und »mutige Rede«.

»ZDF Heute« will einen wohl glauben lassen, sie seien eine Nachrichtenquelle, das ist einerseits nicht ganz falsch, andererseits könnte man einen Hamburger als »Salat-Quelle« bezeichnen, denn es ist auch etwas Salat drin, manchmal sogar Tomaten!

Zu den Bedeutungen von »abrechnen« zählt, unter anderem, das »zur Rechenschaft ziehen« oder »zur Verantwortung« ziehen. Im Text »… sie berechnen nicht, was sie tun!« beschreibe ich die Gefahr von politischer Kommunikation, die das Kindliche und Emotionale glorifiziert. Das ZDF und alle anderen Nachrichten-Firmen, welche die Story von der Ach-so-klugen 15-Jährigen verbreiten, docken an der Erzähl-Figur des »weisen Kindes« an. Orientierungslose Erwachsene sehnen sich nach dem »weisen Kind«, das schon früh mehr Reife an den Tag legt als all die angeblich dummen Erwachsenen zusammen. Greta als neuer »Jesus im Tempel« (Lukas 2,41-52)? (Und ja, sie wurde mit Jesus verglichen – so sind sie eben, die Linken.) – Links-sein bedeutet heute eben auch, Emotion vor Ratio zu stellen, und es ist nur konsequent, dass man Kinder auf den ideellen Thron hebt. Wie schon Grönemeyer sang: Gebt den Kindern das Kommando, sie berechnen nicht, was sie tun.

Und dann das zweite Propaganda-Wort, das den Anspruch von ZDF Heute, Nachrichten zu sein, fragwürdig macht: »mutig«.

Der Auftritt von Greta sei »mutig« gewesen.

Pardon, das ist (wie auch schon Twitter @ShakRiet am 17.12.2018 feststellte), Propaganda-Bullshit in 1984-Dimension. Die Behauptung, der Auftritt sei »mutig« gewesen, war das Gegenteil der Wahrheit – wie lustigerweise die Staatsfunk-Kollegen von der Tagesschau unbedarft offenbaren:

»“Den Menschen ist nicht klar, dass wir uns in einer Krise befinden“, sagt sie. (…) Thunberg will das ändern, und sie wird dabei von ihren Eltern unterstützt (…) Dabei treffen Mama und Greta in Schweden auf sehr viel Zustimmung.« (tagesschau.de, 4.12.2018)

Mit anderen Worten: eine Schülerin wird von ihren Eltern »unterstützt« (böse und realistische Zungen würden vermuten: nach vorne geschoben), um eine linke Politbotschaft zu pushen, die – siehe oben – die einhellige Zustimmung der gesamten linken Politiklandschaft bekommt. Und sie erhält dafür sehr, sehr viel Zustimmung; es fallen einem eine Reihe zuschreibbarer Eigenschaften ein, etwa »zeitgeistig«, »trendy«, und »undurchdacht« – eines aber ist eine Tätigkeit, mit der man vom geschlossenen Mainstream viel Gratis-Applaus einfährt, ganz bestimmt nicht: mutig.

Selbst wenn man Orwells 1984 nicht gelesen hat (großer Fehler, schnell nachholen!), hat man sicher schon die berühmten Slogans gehört:

Krieg ist Frieden
Freiheit ist Sklaverei
Unwissenheit ist Stärke

Mit der De-Facto-Vereinheitlichung öffentlicher Debatte in einen suizidalen linken Mainstream hat auch in Deutschland die Umdeutung einer ganzen Reihe emotional besetzter Vokabeln in ihr Gegenteil eingesetzt: Wer Abweichler von der linken Einheitsmeinung aggressiv angreift wird für seine Zivilcourage gelobt. Rückgratlosigkeit und Parteilinie wird Haltung genannt. Und: Auf der linken Welle mitsurfen, »sehr viel Zustimmung« von allen in der Umgebung erfahrend, heißt nun »Mut«.

Was das ZDF im Kontext der 15-Jährigen Linken verbreitet ist nicht nur nicht Nachrichten, es ist emotionale PR. Und warum verbreiten sie es? Weil es funktioniert, weil zu viele Menschen gar nicht erst in der Lage sind, linke Emotionalisierung zu erkennen, oder weil sie irgendwann – seien wir ehrlich – den inneren Schwertkampf gegen manipulierende Sprache aufgegeben haben.

Nächster bitte!

Vom Schwertkampf inspirierte Lehren gelten auch für die öffentliche Debatte: Wenn wir spüren, dass die offiziellen Wahrheitssysteme uns Unsinn erzählen, müssen wir bereit sein, uns jedem einzelnen Argument-Kampf zu stellen. Wir sind ja nicht allein, im Netz übernimmt es mal der und mal der, auf /freie-denker/ finden sich Mitstreiter, in den sozialen Medien sowieso – noch sind wir nicht alle gesperrt! Und: Gerade in der Hitze des Gefechtes sollten wir unsere eigenen Argumente immer wieder prüfen. Der Gegner kommt zu seinen Ansichten, indem er »im Bauch fühlt«, dass dieses oder jenes wahr ist – das dürfen wir für uns selbst nicht gelten lassen. Es gibt Regeln der Logik und aufrichtigen Argumentation, und die sollten wir gerade dann nicht aufgeben, wenn die unehrliche oder manipulative Argumentationsweise des Gegners besonders schmerzt.

Ein Schwertkämpfer trifft auf einen Gegner, und dann trifft er auf noch einen Gegner. Diese kleine Vokabel »mutig« haben wir heute niedergekämpft – welche linke Stimmungsmache greift uns als nächstes an?

Von Berlin aus wird täglich neue linke Polit-PR ins Land gesandt. Lohnt es sich, gegen all die manipulativen Worte anzukämpfen? Ich sage: solange wir argumentieren, solange wir all die Talking Points widerlegen, einen nach dem anderen, solange hat die Dummheit noch nicht gewonnen, solange gibt es wenigstens uns als Kämpfer für ein klein wenig Verstand.

Solange wir nicht beim Argumentieren den Verstand verlieren, so lange gibt es eine Chance – und wenn wir doch dabei im Kampf gegen linken Unsinn unseren Verstand verlieren? Dann haben wir den Verstand wenigstens für eine gute Sache verloren, und dann tut uns wenigstens der linke Unsinn nicht mehr so weh im Kopf.

Weiterschreiben, Wegner!

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