Im Februar 2019 schrieb ich den Essay »Deutschland, ein Land mit Helfersyndrom«. Und ich erwähnte darin die Ausreiseprämien, die Deutschland im Rahmen einer nur noch als »wahnsinnig« zu beschreibenden Migrationspolitik zahlt.
Ich zitierte in jenem Essay von 2019 meinen eigenen Tweet von 2018.
Das Innenministerium pries damals die »finanzielle Unterstützung für Asylsuchende, die sich für eine freiwillige Ausreise entscheiden«.
Diese freiwillige Ausreise war aber in etwa so freiwillig, wie der Arbeiter »freiwillig« arbeiten geht oder der Supermarkt dir »freiwillig« Brot verkauft. Es ist ein Business!
Ich kommentierte damals: »So rein hypothetisch: Wenn Schlepper es schaffen, die Reise nach Deutschland billiger anzubieten als die Ausreiseprämie, haben sie das finanzielle Perpetuum mobile geschaffen.«
Ein Leser kommentierte: »1x einreisen, 16 Identitäten, 16x Ausreiseprämie? Sowas nennt man Leverage, glaube ich.« Er meinte wohl den Hebel, wie wenn Spekulanten auf Pump spekulieren.
Ich schrieb damals: »Wer illegal nach Deutschland kommt, aber nicht bleiben darf, der erhält unter Umständen ernsthaft Geld dafür, dass er wieder ausreist! (Warum bekommen Bürger nicht Geld dafür, dass sie sich ans Gesetz halten?)«
Steuergeld bei der Arbeit
Doch genauso wie bei zockenden Banken übernimmt der deutsche Steuerzahler die Rechnung, wenn es schiefgeht.
Ein Perpetuum mobile ist eine Maschine, die ewig läuft, ohne externe Energiezufuhr. Doch nach dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik – so zumindest meine Allgemeinbildung – kann es eine solche Maschine nicht geben.
In der Praxis haben solche Maschinen also immer eine »heimliche« Energiequelle. Und in diesem Fall sind es deine Arbeit und deine gezahlten Steuern – und die Schulden, die gewiss von den Schlepperkunden eines Tages abbezahlt werden.
Nun, inzwischen schreiben wir das Jahr 2023, und Deutschland hat dazugelernt, oder?
Haha – vor allem haben die Schlepper und ihre Kunden gelernt, nämlich dass es funktioniert.
focus.de, 17.12.2023 schreibt: »1.578 Personen sind in Deutschland gemeldet, die bereits einmal in ein zuständiges EU-Land abgeschoben wurden. 438 Personen sind registriert, die in Deutschland für eine »freiwillige Ausreise« Geld kassiert haben. 2.106 Personen sind registriert, die sogar trotz geltender Wiedereinreisesperre erneut nach Deutschland eingereist sind.«
Nie zweimal
Die erste Frage ist natürlich: Wenn das die offiziellen Zahlen sind, welche die Behörden des Propagandastaates herausgeben, wie sieht die Realität wirklich aus?
Es ist ja inzwischen auf dem gesamten Globus bekannt – vom Nordpol bis zum Südpol lacht man darüber –, dass wer vor der Einreise nach Deutschland seinen Pass wegwirft, aber erkennbar kein Deutscher ist, nur »Asyl« zu sagen braucht, sich dann seine Identität frei aussuchen darf und erst mal all inclusive versorgt wird.
Mit welchem Faktor sollten wir die offiziellen Angaben also multiplizieren, um auf die realen zu kommen? Sind es doppelt so viele? Zehnmal so viele? Ganz, ganz andere Zahlen?
Könnte es sein, dass diese offiziellen Zahlen nur jene Einreisenden erfassen, die doof genug waren, zweimal die gleiche Identität anzugeben?
Für die Einreise nach Deutschland als »junger Mann« gilt wohl, und das hat sich vermutlich weltweit herumgesprochen: Nie zweimal mit derselben Identität.
Wissen Sie aber, was man ebenfalls nicht zweimal tun sollte?
In denselben Fluss steigen!
Ernsthaft.
Ich denke über diesen Gedanken viel nach. Zuletzt schrieb ich im Essay vom 28.11.2023 darüber. Ich denke daran, wenn eine Nachricht wieder und wieder zu lesen ist. Jährlich wiederkehrend wie Ostern, Weihnachten oder Ramadan.
Die Nachrichten fühlen sich heute wie Samsara an, Kreislauf, ewige Wiederkehr, Murmeltiertag der Deutschen.
Wenn aber dieser Nachrichtenfluss ein immer gleicher ist: Bin dann auch ich, der mit jedem Wachwerden erneut in diesen Nachrichtenfluss gestoßen wird, der Gleiche?
»Same same, but different«
Wäre das nicht eine tragische Verschwendung der Lebenszeit? Vergeudung von Möglichkeiten?
Steige »nie zweimal in denselben Fluss« – mit jedem Waschgang der Nachrichtenlage wird mir die Wahrheit dieser Aufforderung bewusster. (Ja, es ist ein Zitat. Wer weiß, der weiß.)
Wenn der Fluss, in den ich steigen muss, immer der gleiche ist, ist es an mir, ein immer wieder anderer Mensch zu sein – zu werden.
Bin ich derselbe, der ich war, als ich zum ersten Mal diese oder jene Nachrichten hörte?
Ist meine Lebenssituation dieselbe? Oder habe ich zumindest versucht, mich bei der nächsten Wiederkehr in einer besseren Lage wiederzufinden? Sicherer? Besser vorbereitet?
Vor allem aber: Bin ich klüger geworden – oder nur müder?
Wenn wir eine schockierende oder ärgerliche Nachricht zum ersten Mal hören, dann sollte es der Inhalt dieser Nachricht sein, der uns schockiert oder ärgert.
Der bessere Schock
Beim zweiten und dritten Mal aber sollte uns nicht die Nachricht selbst schockieren – außer wir leiden unter chronischem Gedächtnisverlust, wie so viele Bürger im Propagandastaat.
Beim zweiten und dritten Hören derselben Nachricht sollte uns die Tatsache schockieren, dass wir sie zum zweiten und dritten Mal hören.
Wer wirst du sein, wo und in welcher Lage wirst du sein, wenn du diese Nachrichten das nächste Mal hörst?