Dushan-Wegner

10.06.2021

Wo sind die Villen der Auguren?

von Dushan Wegner, Lesezeit 6 Minuten, Foto von Gauravdeep Singh Bansal
Eine Clan-Villa für 1 Million Euro, aber 400.000 Euro Sozial-Leistungen. Es ist nicht wahr, dass all das, was euch vom Lohn weggenommen wird, ins Ausland geschickt wird – einiges geht auch erstmal nach Deutschland!
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Einst, im alten Rom, als der Wein nach Essig schmeckte, und doch das Beste war, das man kannte. Als die Sonne auf die sieben Hügel und die Steinpflaster brannte, als in den Straßen die Bettler mit den Straßenhändlern und die Zyniker mit den gewöhnlichen Hunden um Kost und Kundschaft balgten, damals also, im guten alten Rom, da standen noch Auguren im Dienst der Obrigkeit, und es waren gar wichtige Beamte.

Die Auguren standen auf einem Feld, und dort studierten sie den Flug der Vögel. Glücklich das Magistrat, dessen Auguren den Flug der Vögel akkurat zu deuten wissen! Glücklich die Bürger, dessen Magistrat gute Auguren im Dienst hat, und das dazu auch noch auf seine Auguren hört!

Rom selbst wurde, so die alten Überlieferungen, von Auguren erdacht. Romulus und Remus, die mythischen Zwillinge, von Mars gezeugt, von der Wölfin gesäugt, studierten den Flug des Adlers – und waren sich nicht eins ob der Deutung – bevor Romulus am 21. April des Jahres 753 vor unserer Zeitrechnung der ewigen Stadt ihren Umriss gab.

Später dann, in Roms täglicher Politik, waren die Auguren als Beamte eingestellt. Und mancher, der des Staates erster Diener werden sollte, wurde zuvor inauguriert. Als das alte Rom blühte, das waren die Zeiten, als die Kaiser zugleich Auguren waren! Cicero war Augur gewesen. Marcus Antonius und Octavian waren Auguren, Nero und Caligula indes ebenso. Wer im alten Rom was werden wollte, der musste zu deuten wissen, wie und wohin die Vögel fliegen.

»Clan-Villa«

Es gibt Arten von Haustür-Wahlkampf, die machen mich so froh. Wenn etwa robuste Einheiten der Polizei am Morgen an der Haustür von Clan-Villen anklopfen, dann gebe ich dem meinen Segen (aktuell: welt.de, 10.6.2021).

Ist doch schön, wenn die Polizei echte Gangster jagt! Man hört sonst so viel davon, dass die Polizei morgens bei Bürgern klingelt, weil die im Internet etwas Verbotenes sagten. Oder bei Richtern, nachdem sie allzu unabhängig entschieden haben. Und dann wird den allzu freidenkenden Bürgern eher »erzieherisch« das Haus durchwühlt (vergleiche Essay vom 28.4.2021).

Es ist ja erfrischend, so muss man ehrlich sagen, wenn die Polizei sich auch an die Leute traut, vor denen wir tatsächlich Angst haben.

Im aktuellen Fall wurde eine »Clan-Villa« näher inspiziert. (Zur neuen Nomenklatur des besten Deutschlands aller Zeiten gehört: »Clan-Villa«.)

Ein Panzer der Polizei rollte das Tor nieder. Die Haustür wurde gesprengt. Vier Leute wurden festgenommen (so welt.de, 10.6.2021).

Bei der Nennung der Verhafteten arbeiten Polizei und Journalisten mit Abkürzungen. Wegen Anonymität und Unschuldig-bis-zum-Urteil und so. Teils wird der Name ganz weggelassen. Sagen wir mal so: Wenn vom »staatenlosen Hauptbeschuldigten (46)« die Rede ist, und dazu: »seine Frau (42/Libanesin) und seine beiden Söhne (24/28/Deutsch-Libanesen)«, dann werden sie nicht »Annette Müller« oder »Hanswurst Steuertrottel« heißen, und das »Z.« in »Al-Z.-Clan« steht vermutlich nicht für »Zimmermann« oder »Zeppelin«, »Zellhuber« oder »Zangenmeister«. – Ach, nein doch. Zein, oder nicht zein, das war schon beim alten Wilhelm die Frage. (Und ich sage, jenen Monolog bedenkend, mit Nachdruck: Sein! Gegen einen See von Plagen sich waffnend – sein!)

Wir erfahren, dass ein »mittelloser« Sohn der Familie die Villa im Marktwert von etwa einer Million Euro gekauft hatte. Er »vermietete« das Anwesen dann an seinen Vater, der sich die Miete vom »Jobcenter« holte.

Die Polizei sicherte, so lesen wir, »Bargeld und Sachwerte in Höhe von rund 600.000 Euro«. Insgesamt soll die Familie mehr als 400.000 Euro Sozialleistungen kassiert haben.

Rente mit 120

Man kann es ja positiv sehen: Nicht alles, was der Staat Ihnen wegnimmt, wird nach Griechenland oder Afrika geschickt. Einiges bleibt in Deutschland! Sogar gleich in Leverkusen!

Man könnte es ja auch bittersüß bewerten: Manchmal trifft man in der Kneipe einen einsamen Trottel, der sich Sympathie kaufen möchte, indem er eine Kneipenrunde nach der anderen wirft. Deutschland ist dieser einsame Trottel, der Geld verschenkt und verschenkt und verschenkt – und der sogar jetzt, wo er noch verschenken kann, bereits dafür verachtet wird.

Dieser Tage wurde Seehofer von seinem griechischen Kollegen angeraunzt, es sei Deutschlands Problem, wenn es die Migranten der Welt anlockt. Griechenland findet wenig Vergnügen darin, die von Deutschland eingeladenen Schlepperkunden abwehren zu müssen (tichyseinblick.de, 9.6.2021) – um dann exakt dafür von deutschen Großmoralisten angeraunzt zu werden.

»Am Ende gewinnt immer die Realität«, so haben wir Auguren einst gewarnt – und es auf unsere T-Shirts geschrieben. So manchen Vogelflug haben wir korrekt vorhergesagt, und so heißt es heute: »Willkommen in der Realität!«

Die Realität ist, dass wer sich ausnehmen lässt, ausgenommen werden wird. Die Realität ist, dass wer sich zum Trottel macht, zuletzt als Trottel dasteht. Die Realität ist, dass ein Sozialstaatsniveau wie in Deutschland nur mit einer Arbeitsmoral wie in Deutschland zu halten ist.

Wer aber ein Sozialstaatsniveau wie in Deutschland halten will, im Rahmen von »Toleranz« und allgemeinem linken Irresein es nicht wagt, deutsche Arbeitsmoral und Disziplin einzufordern, der wird eine Zeit lang auf Verschleiß fahren müssen – bis die Karre dann zusammenbricht.

Vorgestern schrieb ich von Überlegungen aus Regierungskreisen, die »Rente mit 68« einzuführen. Hach, gute alte Zeiten. Heute wird im Staatsfunk die »Rente mit 70« diskutiert, auf Anregung von »Ökonomen« (zdf.de, 10.6.2021).

Ich schaue auf den Flug der Vögel, und ich sage Ihnen: Den linksgrünen Irrsinn, den Merkel und ihre willigen Helfer über Deutschland bringen, diesen Irrsinn wird auch eine »Rente mit 120« nicht finanzieren.

Unsere Mathematik

Zwei Möglichkeiten existieren, allgemein-logisch betrachtet.

Die erste Möglichkeit: Das Projekt Bundesrepublik wird verglimmen – oder erst krachend vor die Wand fahren und dann verglimmen. Zweite Möglichkeit:
Deutschland besinnt sich und macht sich auf, den schmerzhaften Weg zurück zur Vernunft zu gehen – diesmal aber ohne formende Hilfe von außen.

Wir sehen heute durchaus Zeichen, die auf die erste Möglichkeit hindeuten. Von der zweiten Möglichkeit aber, dem schmerzhaften Weg zurück, heraus aus dem Merkel-Staatsfunk-Wahnsinn und zurück zur Vernunft, habe ich schon 2018 geschrieben. Ich warnte schon damals: »Jeden Meter, den das Land mit Merkel geht, wird es nach ihr wieder zurückgehen müssen. Es wird hart werden.«

Ach, hätten wir doch nur Lotto gespielt! Oder an der Börse spekuliert! Nein, wir haben »nur« den Flug der Vögel studiert, im Grund doch ganz so wie die Auguren in der römischen Antike.

Wir sagten an, wohin die gefiederten Freunde ziehen würden. Wir sagten an, wo sie landen werden. Wir hatten so unsere Mathematik, für die sie uns argwöhnisch beäugten. Wo sind die Villen der Auguren?

Heute blicken wird durchs Fenster, sei es aus dem Glasfenster im Mauerwerk oder dem digitalen Fenster auf dem elektrischen Gerät. Und, siehe da: Die Vögel landen genau da, wo unsere Mathematik sie landen sah!

Mehl vorm Ofen

Ich bin allergisch gegen Formulierungen von der Art: »Kopf hoch, es wird schon werden!« – Es ist Propaganda in eigener Sache, und ich stehe dazu, Propaganda-Allergiker zu sein.

»Positives Denken« hat noch nie die Welt verbessert. Wenn du mit Mehl, Hefe und Wasser vorm Backofen stehst, dann ist es nicht dein Optimismus, der den Kuchen backt, sondern die richtige Abfolge geeigneter Handlungen.

In Illusionen liegt keine Hoffnung. Illusionen sind eben nur das: Illusionen.

Ich suche nach der Hoffnung, die aus der klugen Handlung geboren ist. Die kluge Handlung aber setzt voraus, die Realität als Realität anzuerkennen.

Nein, ich glaube nicht, dass es von selbst »wieder gut wird«. Entweder wird es ein paar Male vor diese oder jene Wand fahren, und dann verglimmen. Oder wir erleben unsere eigene Erweckung und brechen auf zum schmerzhaften Weg zurück.

Berechnet, was euch wahrscheinlich erscheint, mit welcher Realität ihr also rechnet. Oder, um im Bild aus altrömischen Zeiten zu sprechen: Studiert den Flug der »Vögel«, und seid zu euch selbst ehrlich darüber, wo sie landen werden.

Trefft eure Entscheidungen. Und dann handelt.

Es gibt eine Hoffnung, doch es ist keine Hoffnung von außen mehr.

»Ich denke, also bin ich«, so sagen die Philosophen.

Wir aber sagen heute: »Ich handle, also hoffe ich!«

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