Dushan-Wegner

08.05.2021

Es wäre dann bald so weit

von Dushan Wegner, Lesezeit 6 Minuten, Foto von Dagmara Dombrovska
Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. – Damit der Staat steuern kann, wann du »heiß« wirst und wann nicht, muss er steuern, was du zu wissen meinst, was du nicht weißt – und wovon du meinst, dass es NICHT der Fall ist, obwohl du es selbst siehst!
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Nehmen wir an, ich habe beim Konditor eine Süßspeise gekauft, die ich den Kindern zum Nachtisch geben möchte, aber auch wirklich erst dann. Ich habe im Prinzip zwei Möglichkeiten für den Aufschub.

Ich kann den Kindern verbieten, die sahnig-bunte Süßspeise verfrüht ihrer letzten Bestimmung zuzuführen. So ein Verbot ist denkbar, doch es muss durchgesetzt werden, und – was noch fast das größere Problem ist – es fokussiert die Aufmerksamkeit der Kinder die ganze Zeit über auf eben diese Süßspeise, weswegen sie dann vielleicht meckern, wenn sie vorab den gedünsteten Brokkoli essen sollen.

Einfacher ist es, wenn ich den Kindern gar nicht erst sage, dass da ein toller Sahnekuchen auf sie wartet. Dann muss ich nichts verbieten, und dann lenkt es auch nicht ab.

Es gilt ja: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß… womit wir schon wieder bei der Politik wären!

… et cetera

Wer als Staat das Verhalten der Bürger total kontrollieren und vorgeben will, der kann versuchen, den Gehorsam durch Kontrolle und Strafen zu erzwingen, und dank moderner Technologie wie Smartphones und AI-Datenanalyse wird dies auch tatsächlich bald technisch buchstäblich bis in jedes Schlafzimmer hinein lückenlos und in Echtzeit möglich sein (wenn es nicht schon längst möglich ist und praktiziert wird). Ein nicht unwesentliches Problem ist dabei der Produktivitätsverlust, wenn Bürger sich des Zwangs immerzu bewusst sind, wenn sie den Staat als Gegner und Unterdrücker wahrnehmen, dem sie auszuweichen versuchen, statt kreativ und produktiv neue Werte zu schaffen.

Zum Erreichen der wirklich totalen Kontrolle ist es effektiver, die Gefühle und Meinungen der Bürger derart zu steuern, dass sie vermeintlich »von sich aus« tun, was sie tun sollen.

Wir beobachten schon länger die Versuche von Bürokraten in Brüssel und anderswo, die Gefühle wie auch das Wissen der Bürger zu kontrollieren. Siehe dazu etwa bereits den Essay »George Orwell 2016 ›Ministerium für Liebe‹«. Das Ziel solcher Bemühungen ist, wie ebenfalls schon 2016 recht offen gesagt wurde, eine »destabilisierende falsche Meinung« beim Bürger gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Um zu verhindern, dass Bürger sich eine »falsche Meinung« auch nur bilden, ist es erforderlich, ihr Wissen um die Realität zu steuern.

Eine Meinung ist eine (manchmal verdeckt) ethische Bewertung, und damit eine Aussage über Veränderungen in der Welt und wie die Veränderungen nach unserer Einschätzung die uns »relevanten Strukturen« stärken oder schwächen.

Eine Meinung ist also davon abhängig, was in der Welt mir wichtig ist (nebenbei: es ist bemerkenswert, was alles Gutmenschen oder sogenannten »Umweltaktivisten« nicht wichtig ist); diese Wichtigkeit aber baut direkt auf dem Wissen über die Welt auf.

Für den Nachtisch im Kühlschrank wie für die Meinungsbildung der Bürger gilt: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. – Damit der Staat also steuern kann, wann du »heiß« wirst und wann nicht, muss er steuern, was du zu wissen meinst, was du nicht weißt – und wovon du meinst, dass es NICHT der Fall ist, obwohl du es selbst siehst und es leicht überprüfbar wäre (Stichworte könnten hier sein: »neue Weltordnung«, »Great Reset«, »Resettlement«, et cetera).

Die Abrechnung

Es ist 2021, und im Schatten der Corona-Panik werden weltweit die Vorgänge, Technologien und Institutionen vorangetrieben, welche sich nicht mehr darauf beschränken, dem Bürger zu sagen, was er meinen soll, sondern schlicht vorzugeben, was er denken kann.

Die Brüsseler Bürokratie finanziert etwa ein Projekt namens »SOMA«, das sich seinen Namen augenscheinlich aus dem dystopischen Roman »Schöne neue Welt« von Aldous Huxley borgte (Hinweise via @argonerd, 8.5.2021 und norberthaering.de, 7.5.2021). Das Soma der »schönen neuen Welt« ist eine beruhigende und stimmungsaufhellende Droge, welche regelmäßig eingenommen wird, um vor Gemütsschwankungen und unguten Gefühlen zu schützen. Ich will gern zugeben, dass mir der Zynismus, mit denen uns diese Maßnahmen unter die Nase gerieben werden, noch immer kalte Gänsehaut über den Rücken zu jagen vermag.

Das Projekt »SOMA« (mit der wahrscheinlich absichtlich düster-dystopischen URL disinfobservatory.org) will ein »Social Observatory for Desinformation and Social Media Analysis« sein. Zu den Mitgliedern zählen Organisationen, von denen Sie teils vermutlich bislang nie gehört haben (wie »Eurasylum« oder »Hybrid Warfare Institute«) und deren Zweck ebenfalls zu sein scheint, öffentliche Meinung europaweit zu überwachen – und wenn Sie sich noch wundern, woher die alle das Geld beziehen, können Sie ja deren jeweilige »Partner«-Seiten besuchen und vielleicht entdecken Sie ein paar altbekannte Namen wieder. Der Kampf gegen sogenannte »Disinformation« als moderne Beruhigungsdroge, das soll sie dann wohl sein, die tatsächliche »schöne neue Welt«.

Die Zahl der sichtbaren Sterne am Sternenhimmel ist etwa drei bis sechstausend, je nach Standpunkt und Sehvermögen. Die Zahl der Sterne im Universum beträgt wohl einige Trilliarden. Die Anzahl der in Europa tätigen Propaganda-NGOs weiß vermutlich kein Mensch (zumindest außerhalb gewisser Behörden, die es vermutlich wissen, aber damit nicht angeben wollen werden).

Vergessen wir nicht, dass Deutschland sich etwa durch die »nicht-verpflichtenden Verpflichtungen« des UN-Migrationspaktes erklärt hat, die deutsche Presse im Sinne dieses Paktes beeinflussen zu wollen! All diese Bemühungen sind ja weiterhin aktiv und gültig, und im Schatten der Covid-Panik können sie mit noch weniger Widerstand vorangetrieben werden.

Es sind ja nicht nur Berlin und Brüssel! Die sogenannte »Wahl« 2020 in den USA scheint gewisse Kräfte erst so richtig ermutigt zu haben. Hillary Clinton ist noch immer aktiv, und sie ist noch immer über den »Ausrutscher 2016« wütend, und auch sie wird im Schatten der Corona-Panik aktiv: »There has to be a global reckoning with disinformation«, wird sie aktuell zitiert (etwa: theguardian.com, 6.5.2021), zu Deutsch: »Es muss eine globale Abrechnung mit Desinformation geben«.

Man möchte nicht derjenige sein, der für Frau Clinton als »Desinformant« gilt, wenn sie zur »Abrechnung« (»reckoning«) aufruft. Eine neue Zeit bricht an, und wir sollten ohnehin jeden Tag sehr klug darin sein, wo wir welchen Fuß hinstellen.

Der neue Staat

Ein freiheitlicher Staat würde sagen: Du kannst tun, was du willst (solange es nicht die allgemein akzeptierten Freiheiten des Nächsten beschädigt).

Ein diktatorischer Staat sagt: Du kannst nur tun, was der Staat will.

Der »neue« Staat, den wir vom Horizont her halb-bedrohlich glitzern sehen, jenes neue System des »automatisierten Glücks« und der »kontrollierten Wahrheit« sagt (nur hier im Rückgriff auf Schopenhauer): Du kannst tun, was du willst, aber du kannst nicht wollen, was du willst – denn dein Wollen ist von deinem Wissen über die Welt abhängig, und dieses Wissen kontrolliert der Staat.

(Ich verwende hier »Staat« in einem sehr losen Sinne, wie mancher »Gott« und »Schöpfung« sagt und doch »Evolution« und »Biologie« meint. Der »Staat« im hier gemeinten Sinne ist eine in ihren Rändern unscharfe und immerzu mutierende Machtrealität.)

Gespür für Sahnekuchen

Es wäre dann bald soweit! Wir können ja schon jetzt kaum noch sagen, was wahr ist, was falsch ist, und was irgendwo dazwischen schimmert – ein Herr Lauterbach tingelt durch die Talkshows des Staatsfunks und sagt  schon mal falsche Dinge, doch es dient der Panik, die der Regierung den Lockdown rechtfertigt. Was ist heute »wahr«?

Die Zeiten, vor denen wir gewarnt haben, sie brechen bereits an. Wir werden lernen müssen, damit und darin zu leben, dass nichts mehr sicher ist und nichts mehr zuverlässig wissbar.

»Prüfe alles, glaube wenig, denke selbst«, so sagen wir schon länger, doch wir wollen heute ergänzen: »Und wenn du geprüft und selbst gedacht hast, dann sei dir noch immer nicht zu sicher!«

Wohl dem, der sich auch bei Sturm auf den Beinen halten kann! Einige von uns werden in den Wellen, die uns bevorstehen, über Bord gehen – die anderen werden aber vielleicht gute Seeleute werden, mit einem feinem Gespür für Wind und Strömung.

Ich selbst muss jetzt los, den Kindern ihre Süßspeise geben. Wenn ich zu lange warte, kommen sie von selbst darauf, dass sie da ist – Kinder haben schon längst ein magisches Gespür dafür, wenn bunter Sahnekuchen im Haus ist, ob ich es ihnen sagte oder nicht!

Weiterschreiben, Wegner!

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