Dushan-Wegner

24.02.2024

Kalte Zeiten – ich bin dagegen!

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten
Ob gegenüber Kinder oder Alten, die eisige Kälte unserer Politik und Propaganda ist erschreckend. Heute ein warmherziger Mensch zu sein, bedeutet, ein Rebell zu sein. Liebt! Fühlt! Seid Rebellen!
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Ich bin ein »Contrarian«. Ja, das ist ein englisches Wort. Die nächste deutsche Übersetzung des Wortes ist wohl tatsächlich »Querdenker«. Doch unabhängig vom aktuellen politischen Kontext ist es nicht präzise.

»Quer« bedeutet, dass man anders denkt, eben »quer« zur Denkrichtung der Masse. Unabhängig und mutig. »Quer« bedeutet, dass man in den wirklich wichtigen Dingen wahrscheinlicher richtigliegt als die Masse, denn die Masse liegt meist genau da falsch, wo es besonders wichtig wäre, richtigzuliegen (oder etwas weniger falsch).

»Quer« zu denken ist löblich und edel. Ich bin aber »Contrarian«. »Contra« heißt »gegen«.

Nervbolzen sucht Risse

Wenn alle in einer Gruppe harmonisch sind, dann bin ich der Nervbolzen, der die Risse in der Harmonie sucht. Nein, ich bin im realen Leben nicht besonders sympathisch.

Leonard Cohen singt: »There is a crack in everything, that’s how the light gets in.« – Frei übersetzt: »In allen Dingen ist ein Riss, so gelangt das Licht hinein.«

Es klingt romantisch, wir zitieren es und es klingt irgendwie weise. Doch habt ihr euch mal überlegt, wie nervig die Menschen im realen Leben sind, die auf die Risse in der Fassade hinweisen?

Ja, ich bin Contrarian. Ich kann und will nicht anders. Egal, was die These ist, ich will immer die Gegenthese prüfen. Und wenn die »These« ein Lebensentwurf ist, dann bedeutet ein Contrarian zu sein, den Gegen-Lebensentwurf zu leben.

Und genau das bringt mich genau heute in eine dann doch unerwartete Lage.

Wenn das allgemeine Lebensgefühl von Wärme und Menschlichkeit geprägt ist, dann drängt es mich, mit kalten, harten Argumenten die allgemeine Logik zu verbessern. Ich kann nicht anders, ich bin Contrarian.

Gegen die Kälte

Doch das Lebensgefühl heute ist nicht von Wärme und Menschlichkeit geprägt – ganz im Gegenteil.

Das große, von Politik und Propaganda in der Gesellschaft geschürte Gefühl ist Kälte.

Eisige Kälte.

Unmenschlichkeit.

Zynismus und Lügen.

Aber vor allem Kälte.

Kinder, Alte und »wichtigere« Menschen

Die gefühlte Temperatur einer Gesellschaft wird auch wesentlich davon bestimmt, wie sie ihre Kinder und ihre Alten behandelt.

Wie Deutschland seine Kinder behandelt, das sahen wir während jener profitablen Panik (ihr wisst schon). Wir sehen es am Zustand der Schulen. Wir sehen es an der Propaganda, die gezielt Kinder und Eltern voneinander trennt (siehe dazu auch meinen Essay »Hast du deinem Verräter die Windeln gewechselt?« von 2018).

Doch auch die Temperatur gegenüber den Alten wird täglich eisiger. Wir erinnern uns, wie arme Rentner im Staatsfunk als »Umweltsau« beleidigt wurden (siehe Essay vom 28.12.2019). Wir erinnern uns an die Kälte jener globalen Panik. Wir lesen immer wieder, wie Rentner ihre Pflegewohnung für »wichtigere« Menschen räumen sollen. Die Hetze gegen Alte erlangt aktuell in der »SZ« neue Kälte-Tiefpunkte: »Zeit für ein paar Umzüge« (@sz_wirtschaft, 23.2.2024).

Wenn es mit Deutschland so weitergeht, nähern wir uns bald der dystopischen Kälte des WEF-Musterstaates Kanada. Dort legen »Ärzte« regelmäßig den staatlich bezahlten Suizid als kostengünstigere Alternative zur Behandlung nahe – Tendenz jährlich steigend (siehe Essay »Wenn der Staat allzu bereitwillig beim Sterben hilft« vom 4.12.2022).

Ach, ihr wisst, dass ich lange weitermachen könnte. Die Gesellschaft wird kalt, kälter, eiskalt.

Extra warmherzig und …

Ich aber bin ein Contrarian. Ich kann und will nicht anders sein. Ich muss nicht »quer« sein – auch wenn sich querzustellen gewiss edel, hilfreich und gut ist! –, ich muss DAGEGEN sein!

Wenn die Leute sich sicher sind, säe ich Zweifel. Wenn die Leute in Dur singen, singe ich in Moll, und wenn sie alle schön und gerade singen, krächze ich halt schief.

Wenn die Welt um uns her so kalt wird, wie seit Jahrzehnten nicht mehr, drängt es mich, selbst extra warmherzig zu werden.

Ich sage nicht »blöd« oder »leichtgläubig«, oh nein! Ich sage bestimmt nicht »Lügner« und garantiert nicht »Heuchler« oder »Gutmensch«. Ich denke eher an Jesus in Matthäus 10, Vers 16: Klug wie die Schlangen – aber ohne Falsch, wie die Tauben. Und liebevoll, wie Paulus es in 1. Korinther 13 beschreibt.

… verletzlich menschlich

Ich will, so dramatisch es klingen mag, mich in Liebe üben, wenn sie Hass über uns auskübeln. Ich will, frei nach Biermann, in dieser harten Zeit mich nicht selbst verhärten lassen. Wo notwendig, will ich mich aufbrechen, um in unmenschlicher Zeit verletzliche Menschlichkeit zu wagen.

Nein, ich meine gewiss nicht »Feindesliebe«. Mit der kann ich so viel anfangen wie diese Regierung mit Deutschland. Aber Liebe gegenüber jedem Menschen, der sie braucht, der sie erbittet, der geliebt werden will.

Nicht im Mielke-»Aber ich liebe euch doch alle«-Stil, sondern Liebe mit Bedeutung.

Die Liebe, die den Mitmenschen auch als Menschen wahrnimmt. Die Liebe, die uns daran arbeiten lässt zu verstehen, was der Mitmensch fühlt. Die Liebe, der es gelingt, sich für eine Sekunde zurückzunehmen.

Die Liebe, die ihre relevanten Strukturen verteidigt. Die Liebe, die weiß, wann sie festhalten muss – und wann loslassen.

Ja, ich bin Contrarian. Ich bin dagegen. Immer – mindestens »probehalber«.

Heute aber, wenn die Zeiten kaltherzig, unmenschlich und lieblos werden, heute muss ich eben an mir arbeiten, um selbst warmherzig und menschlich zu sein, um Liebe geben zu können.

Weitermachen, Wegner!

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