Dushan-Wegner

11.10.2023

»Herr Wegner, sind Sie irre geworden?«

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten, Bild: »Wo denken Blumen?«
Deutschland agiert blöd – de facto suizidal. Doch wie soll eine Gesellschaft klug werden, in der es tabu ist, simple Wahrheiten auszusprechen?
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Ich bin kein Linker, also macht es mich nicht wütend, sondern sehr froh, wenn mir widersprochen wird!

Im drittletzten Absatz des Essays »Die den Tod, ich das Leben« schrieb ich kürzlich: »Bill Gates will die Weltbevölkerung reduzieren. Ich würde lieber nützliches Wissen und Weisheit lehren lassen – und dann Wege finden, die Weltbevölkerung zu verdoppeln!«

Einige schrieben mir, dass in einigen Großstädten, besonders in Asien, tatsächlich versucht wird, die Menschen wie Sardinen zu stapeln – doch das war eher humorvoll gemeint.

Weit mehr Mails waren erfrischend, äh, »kritisch«!

Ein wirklich lieber Leser begann seine E-Mail wörtlich so: »Sehr geehrter Herr Wegner, sind Sie irre geworden?«

Ein anderer fragte, wie der Verfasser von »Windkraft ist Gewalt« so etwas schreiben kann. Die Welt würde »zu einem öden Ort« werden, wenn überall nur »Menschen, Menschen, Menschen« sind. Vor allem aber, und das war das treffendste Gegenargument, würde die Intelligenz in der Masse sinken, nicht steigen, wie schon Le Bon bemerkte.

Und so fort. – Sie widersprachen mir, und ich bin glücklich.

Tatsächlich viel dafür

Ich will hier nicht darauf hinweisen, dass ich zunächst »nützliches Wissen und Weisheit lehren lassen« will, um erst »dann« die Weltbevölkerung zu »verdoppeln« – und mit dem Ersten wären wir noch lange, lange beschäftigt.

Es spricht realiter viel dafür, dass die Menschen in der Masse weniger weise werden, was meiner Forderung die Grundlage entzieht.

Tatsächlich scheinen mir die klügsten Dinge von solchen Menschen geschrieben worden zu sein, die frohen Umgang mit nur einer sorgfältigen Auswahl von Menschen pflegten – um sich dann vorübergehend zum denkenden Schreiben zurückzuziehen.

(Noch) nicht verstanden

In stillen Stunden am Schreibtisch schimpfte Goethe über die »Masse, die nachtrollt, ohne im mindesten zu wissen, was sie will«, bestehend »aus Schelmen, die sich anpassen, aus Schwachen, die sich angleichen« (siehe dazu den Essay »Die Mehrheit liegt selten richtig, aber oft falsch« vom 4.9.2018).

Müsste also einer, der die Weisheit der Menschen zu mehren wünscht, tatsächlich Bösewichten zujubeln, welche die Menschen reduzieren wollen?

Ich sollte mich an meine alte Regel erinnern: Wenn eine Aussage und ihr Gegenteil beide Sinn zu ergeben scheinen, haben wir wahrscheinlich das eigentliche Problem (noch) nicht verstanden.

»Zumindest nicht zu lügen«

Die eigentliche Frage ist nicht, ob wir viele Menschen oder noch viel mehr Menschen sind. Die Frage ist, ob wir irgendwann klug werden, vernünftig, weise sogar – oder zumindest ein klein wenig weniger bescheuert.

Die Bibel lehrt, Gottesfurcht sei der Anfang der Weisheit (Psalm 111, Vers 10). Doch womit beginnt man als Aufgeklärter, der kein Gottesbild außer dem Bärtiger-Mann-im-Himmel kennt, also Atheist sein muss?

Versuchen wir es so: Der Anfang der Weisheit ist es, die Wahrheit zu sagen – oder zumindest nicht zu lügen. (Frei nach der 8. Regel von Jordan Peterson.)

Würden Sie nochmal?

Die Wahrheit zu sagen oder zumindest nicht zu lügen – das klingt einfach, doch natürlich ist es das nicht immer.

Wir trauen uns längst nicht immer, vor uns selbst die Wahrheit zu sagen. (Wofür schämen Sie sich am meisten? Würden Sie Ihren aktuellen Partner, so vorhanden, heute nochmal heiraten? Sind Sie insgesamt glücklich?)

Und wir trauen uns längst nicht immer, öffentlich die Wahrheit zu sagen. Einige Angelegenheiten sind »zu peinlich«.

Und andere Wahrheiten könnten uns viel Ärger einbringen – die politischen »Tabus«.

Etwa: Fragen – und Antworten! – zum Zusammenhang von angeborener Intelligenz und absehbarem Berufserfolg (vergleiche cnbc.com, 11.7.2022).

Fragen nach der mathematischen Möglichkeit, Afrika(ner) durch Migration nach Europa zu »retten« (siehe Vortrag von Roy Beck, via YouTube).

Ach, es gibt so viele Fragen, von denen die Politik sich wünscht, dass sie nicht gestellt würden. Fragen nach den wirklichen Ursachen der Übersterblichkeit. Fragen, ob und wie sich das Handeln deutscher Behörden mit dem Konzept des Rechtsstaats in Einklang bringen lässt. Fragen, warum es so viele wissenschaftliche Hinweise darauf gibt, dass die These vom menschengemachten Klimawandel blanker Unsinn ist (aktuell etwa climatediscussionnexus.com, 4.10.2023). Und aktuell: Fragen nach der deutschen Unterstützung von Terroristen.

(Mehr als) gelegentliche Wahrheit

Wahrheiten auszusprechen allein macht weder eine Gesellschaft noch einen Menschen »weise«. Auch Verrückte und Betrunkene sprechen »verbotene Wahrheiten« aus!

Sogar Journalisten im deutschen Propaganda-Apparat sprechen gelegentlich eine unschöne Wahrheit aus, etwa um »Druck vom Kessel zu nehmen«, um »ein Thema abzuräumen« oder um sich einen Anschein von Ausgewogenheit zu geben.

Nein, nicht jedes Aussprechen von Wahrheit führt zu Weisheit, aber Weisheit beginnt immer mit dem Aussprechen von Wahrheit.

Ich verstehe Weisheit als die Kenntnis der großen Zusammenhänge der kleinen Dinge, deren Verständnis und eine geistige Präsenz.

Wie soll ein Mensch die Zusammenhänge in seinem eigenen Leben kennen, verstehen und aktiv präsent haben, wenn er sich nicht traut, grundsätzliche Wahrheiten auszusprechen?

Und wie soll eine Gesellschaft weise werden, wie soll sie die großen Zusammenhänge der kleinen Ereignisse verstehen, wenn sie nicht die großen Wahrheiten benennt, die in den kleinen Dingen liegen?

Und auch das …

»Sehr geehrter Herr Wegner, sind Sie irre geworden?«, so fragt der Leser, und ich antworte, nur halb im Scherz: »Oh, dachten Sie bislang, ich sei es nicht?«

Zu allen Zeiten galt: Wen die Menschen nicht wenigstens für ein klein wenig irre hielten, der hatte wohl wenig Interessantes zu sagen.

Wie viele Milliarden Menschen auf diesem blauen Staubkorn auch leben, wenn sie weise werden sollen, müssen sie damit beginnen, eine Wahrheit zu sagen oder vielleicht auch zwei.

Und auch das, liebe Leser, ist eine Wahrheit.

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