Dushan-Wegner

24.09.2023

Im Vatikan steht kein Asylheim

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten, Bild: »Hübsch ist es ja«
Der Papst redet wieder mal von Migration. (Aus Afrika nach Europa, klar. Er ist dafür.) – Der Papst lebt hinter hohen Mauern, bewacht von Bodyguards. Er hat keine Kinder, um deren Zukunft er fürchten muss. Seufz. Ich bin dieses Pharisäertums so müde!
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Papst Franziskus ist bekanntlich ein Papst seit einiger Zeit, bei welchem die Frage, ob der Papst katholisch sei, keine lediglich rhetorische ist.

Und dieser Papst war letzte Woche in Frankreich. Dort hat Papst Franziskus – Trommelwirbel, bitte! – mehr Einwanderung muslimischer junger Männer aus Afrika nach Europa gefordert! (siehe zeit.de, 23.9.2023)

Das Mittelmeer rufe nach »Gerechtigkeit«, sagte er, denn an »seinen Ufern herrschen auf der einen Seite Überfluss, Konsum und Verschwendung, auf der anderen Seite hingegen Armut«.

Wenn er von »Überfluss, Konsum und Verschwendung« redet, meint er dann den Vatikan, etwa die Galerien aus Gold?

Nein, mit »Überfluss« meint er natürlich das, was Europäer sich erarbeitet haben und was ihnen davon blieb, nachdem Staat und Kirche sich einen Teil genommen hatten.

Die 453 Einwohner der Vatikanstadt sind handverlesen und vermutlich alle katholisch. Wenn der Heilige Vater unter die Gläubigen tritt (die vorab nach Waffen durchsucht wurden), sind sehr irdische Bodyguards an seiner Seite.

Der Vatikan ist zu weiten Teilen von hohen Mauern umgeben. Die ersten Mauern wurden übrigens im Jahr 852 fertiggestellt. Papst Leo IV. hatte dies angeordnet infolge einer Attacke durch Muslime – namentlich: die Sarazenen – im Jahr 846.

Fürs Leben versorgt, von Gold und Luxus umgeben, von Mauern, Bodyguards und moderner Technik geschützt und natürlich ohne irgendeine Verantwortung für eigene Kinder, fordert der »katholische« Papst also, dass Europa sich noch weiter für junge Muslime im wehrfähigen Alter öffnet, sich dem Migrationsdiktat moralisch korrupter Globalisten unterwirft.

Sicher, 2016 hat der Papst mal eine handvoll sorgfältig geprüfter »Flüchtlinge« in den Vatikan mitgenommen. Inzwischen wurden sie wohl in den italienischen Arbeitsmarkt weitervermittelt (la-croix.com, 3.12.2021).

Doch für ein richtiges Asylheim mit allen sozialen Konsequenzen ist im Vatikan leider, leider kein Platz, sagen die Geistlichen. (Faktencheck: Der Vatikan hat 2.272 Einwohner/km² (laut Wikipedia); Berlin aber hat 4.112 Einwohner/km² (laut berlin-brandenburg.de)).

Das Mittelmeer sei ein »Grab der Menschenwürde«, sagt er. Wir wissen, was das bedeutet: Er fordert mehr Geld und freie Fahrt für die von Politik und umstrittenen Stiftungen unterstützten Kollaborateure krimineller Schlepper.

Ereignis und Muster

Die Nachricht selbst mag »neu« sein in dem Sinne, dass konkret dieses Ereignis in den letzten Tagen passiert ist.

Doch natürlich ist das zugrundeliegende Muster nicht neu. (Für Platon-Fans: Die Idee ist bekannt, nur der Gegenstand ist neu.)

Das zugrundeliegende Muster hat bekanntlich schon Jesus angeprangert: die Heuchelei, das Messen mit ungleichem Maß, die »übertünchten Gräber«, das »Pharisäertum« – oder wie wir heute sagen: das Gutmenschentum.

Gutmenschen riskieren das Leben anderer Leute, »denn sie sagen’s zwar, tun’s aber nicht« (so Jesus), sie »predigen Wasser, aber trinken heimlich Wein« (frei nach Heine). Doch wenn es sie selbst betrifft, klingen sie ganz schnell wie »Bösmenschen«.

Unter den Neanderthalern?

Mancher sieht in der Wiederkehr von Nachrichten ein Ärgernis, findet sie sogar »langweilig«. Ich verstehe das. Ich fühle ähnlich.

Zum einen erinnern wiederkehrende Muster uns daran, dass die Probleme noch nicht gelöst sind. Die Heuchelei der Mächtigen ist mindestens seit Jesu Zeiten ungelöst. (Was war eigentlich das typische Heuchler-Muster unter den Neanderthalern?)

Und auch die Sache mit der Migration »junger Männer« ist keinesfalls gelöst. Solange sogar der Papst de facto die tödliche Lüge popularisiert, wonach Europa (sprich: Deutschland) viele Hundert Millionen in Armut lebender Afrikaner versorgen kann, wird die Migration auch nicht entschärft werden (und soll es wohl auch nicht).

Ich beschließe also, diese neueste Instanz des alten Musters zu nutzen, um »Furchen nachzuziehen«.

Auch mir nicht!

Ich will mir neu dessen bewusst werden, dass es keine, wirklich keine moralische Autorität geben kann oder darf, über dem, was mein Gewissen mir nach sorgfältiger Prüfung sagt.

»Glaubt nur das, was ihr selbst sorgfältig geprüft und als euch selbst und zum Wohle dienend anerkannt habt«, so sagte der Buddha, und er war maximal deutlich: »Glaubt den Lehrern nicht, glaubt auch mir nicht!«

Wenn Sie möchten, können Sie Ihre Suche nach eigener Moral und Erkenntnis ganz öffentlich betreiben, so wie ich Ihnen gestern meine privaten Überlegungen zur »Bescheidenheit« öffentlich vorlegte.

Sie können Ihre Suche nach Moral und Erkenntnis privat halten, wie die meisten »normalen« Menschen es tun, und es dann Ihren Mitmenschen überlassen, Ihre Moral an ihren »Früchten« zu erkennen.

Das gemütliche Haus der moralischen Autoritäten, in dem wir uns das gemütliche kleine Lebenszimmer einrichten konnten, es ist längst abgebrannt – und Figuren wie Papst Franziskus gelingt es, dieses Haus immer wieder neu abzufackeln.

Das also ist meine Lehre aus dieser Nachricht: Sucht selbst nach eurem Richtigen und arbeitet dann an euch!

Ich will ein Suchender bleiben. Ich will an meinem eigenen Haus bauen. Stein um Stein behauen. Ja, vielleicht baue ich mir irgendwann sogar ein paar schöne Mauern – moralisch und praktisch – wie auch der Herr Papst schöne Mauern um sich hat.

Weiterschreiben, Wegner!

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