Dushan-Wegner

19.10.2022

Essay Eintausendfünfhundert

von Dushan Wegner, Lesezeit 6 Minuten, Foto von Raul Petri
Dies ist Dushan-Wegner-Essay Nr. 1.500. – In Nr. 1 ging es 2016 um den schweren Stand der »Zu-Ende-Denker«. Wie steht es heute um die »Zu-Ende-Denker«? So viele ihrer Vorhersagen trafen ein, also werden sie bestimmt geehrt und gelobt. Oder etwa nicht?!
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Wir müssen aufhören, all die Vordenker, Anstoßer und Aufschreier ernst zu nehmen! – Wer hat das geschrieben? Und wann?

Ich helfe mal: Es ist die Einleitung zu einem Text, und weiter heißt es: »Wir müssen wieder auf solche Frauen und Männer hören, die die Dinge zu Ende denken. Meint Dushan Wegner.«

Es erschien am 11. Mai 2016 bei tichyseinblick.de. Und es ist ein »Abdruck« des ersten Essays auf dushanwegner.com.

»Zu-Ende-Denker haben es in Merkel-Deutschland schwer«, so schrieb ich 2016.

Und weiter: »Auf gefährliche, aber unmittelbar absehbare Konsequenzen hinzuweisen, gilt schnell als ›Angst schüren‹, oder gar ›Populismus‹. Nicht Aufklärung gewinnt Journalismus- und Kulturpreise, sondern regierungsgenehmer Zweckoptimismus.«

In jenem (vermutlich ersten) Essay von 2016 schrieb ich: »Die Realität passiert als Konsequenz heutigen Handelns, ganz unabhängig davon, ob wir unsere heutigen Handlungen tatsächlich zu Ende gedacht haben.«

Später würde ich genau diesen Gedanken auf jene inzwischen zum »Motto« gewordenen Formeln bringen (und auf T-Shirts drucken lassen): Am Ende gewinnt immer die Realität. – Einige Jahre später hieß es dann: »Willkommen in der Realität!« (ebenfalls auf T-Shirts)

Den Gedanken mit den »zweckoptimistischen« Journalisten und ihren »Journalismuspreisen« würde ich im Januar 2018 im Essay »Fünf Tonnen Blech« ausführen. Ende 2018 dann würde der Relotius-Skandal alles bestätigen, was denkende Menschen über »Journalismus mit Haltung« vermuteten – Claas Relotius gehört selbstverständlich zu den meistdekorierten deutschen Journalisten (siehe Wikipedia).

Wie gesagt, das war das Jahr 2016. Ein Jahr nach dem Unrechtsjahr 2015. Ein halbes Jahr vor Breitscheidplatz. Wer den Terror-Anschlag von Breitscheidplatz vorhergesagt hätte, den hätte man wegen »Hass und Hetze« fertiggemacht. (Kurz nach jenem Ereignis aber entstand der Essay »Ich habe keine Angst mehr«.) – Nun, wir bekamen immerhin das »Merkel-Lego« um öffentliche Plätze und Weihnachtsmärkte, das ich 2017 im Essay »Betonblöcke in Geschenkpapier« beschrieb.

Die Krise von 2015 ist ja nicht wirklich vorbei. Es wird aber höchstens angedeutet, indirekt in den »kleineren« Meldungen des Staatsfunks vermerkt; erst letzte Woche etwa: »Migration: Zahl der irregulären Grenzübertritte auf Höchststand« (deutschlandfunk.de, 13.10.2022). Gemeint sind die Übertritte in die EU hinein – doch wo wollen die Menschen danach hin?

Es wird lieber nicht berichtet, und schon gar nicht in den großen Schlagzeilen. Die lupenreinen Vertreter des deutschen Propagandastaates haben sich inzwischen im UN-Migrationspakt verpflichtet, die heimische Presse zur Linientreue in Sachen Migration zu motivieren – wie ich im Essay vom 2.11.2018 beschrieb. Es wirkt offenbar auch dann, wenn sie beteuern, es sei doch nicht »verpflichtend« gewesen.

Kaum ein Gedanke wird von Ihnen, meinen lieben Lesern, so häufig zitiert, wie jener vom Innenhof.

Ich schrieb zuerst im Essay vom 9.12.2018 vom »Lied der Innenhöfe«. Es ist ein Aufruf dazu, sich so einzurichten, dass man seine relevanten Strukturen zu schützen vermag. Ich bin bis heute jedes Mal bewegt, wenn Leser mir schreiben, wie die Gedanken »Innenhof« und »relevante Strukturen« ihre folgenden Lebensentscheidungen mitprägten.

In einem wichtigen Detail einer bestimmten Voraussage lag ich leider falsch. Meine traurigste Fehleinschätzung formulierte ich wohl im Essay »Trümmerfrauen nach dem Merkelsturz«. Ich schrieb im letzten Absatz jenes Essays: »Die Geschmähten von heute werden die Trümmerfrauen von morgen sein. Man wird von ihnen viel erwarten und man wird ihnen wenig danken. Sie werden helfen und neu aufbauen, weil sie eben solche Menschen sind.«

Nein, ich lag nicht darin falsch, dass Deutschland nach den unseligen Merkeljahren einen »Wiederaufbau« brauchen würde – darin lag ich leider richtig. 2016 hatte ich ja schon formuliert, dass Merkels Erbe »ein Land ohne Verantwortungsgefühl sein« würde.

Dann kam jedoch die Corona-Panik, die Verwandlung Deutschlands in einen Propagandastaat (siehe Essay vom 27.11.2020 und Essay vom 5.8.2021). Erst hatte der Staatsfunk noch Corona als »Verschwörungstheorie« von »Rechten« abgetan; dann kam die Weisung von oben, und als »Rechter« und »Schwurbler« galt, der wörtlich die eben noch im Staatsfunk selbst geäußerten Bedenken wiederholte (siehe Essay vom 13.3.2020).

Heute herrscht wahrlich keine »Wiederaufbaustimmung«. Wer sollte sie auch entfachen? Olaf Scholz, der damit durchkommt, sich nicht an Details zum größten Steuerskandal der deutschen Geschichte »erinnern« zu können?

Dies ist also mein Essay Nummer Eintausendfünfhundert – hier ist eine Liste aller Essays. Im Datum steht tatsächlich die Jahreszahl Zweitausendzweiundzwanzig. Wissen Sie noch, als wir nicht sicher waren, ob unsere Computer den Wechsel der Jahreszahl zu »2000« mitmachen würden?

Wer aus der Geschichte nicht lernt, so sagt man, muss sie wiederholen. Sarkastisch gestimmte Zyniker ergänzen bekanntlich: Und wer doch aus der Geschichte lernt, der muss leider hilflos zusehen, wie alle anderen sie wiederholen!

Ich sage heute: Wer die Gegenwart nicht realistisch einschätzt, dem wird die Zukunft ganz schön eins auf die Nase geben. 

2021 hetzten noch Regierung und Tagesschau gegen sogenannte »Querdenker« und »Prepper« (siehe etwa Essay vom 25.7.2021). »Querdenker«, das sind die Leute, deren »Verschwörungstheorien« zu Corona sich so häufig bewahrheiten, dass es einen eigenen Blog füllen würde, nur darüber zu berichten. Und »Prepper«, das sind die Leute, die es wagten, zur Krisenvorsorge zu raten – im September 2022 tat es dann die Regierung selbst, und ich fragte dazu: »Beobachtet der Verfassungsschutz das Innenministerium?«

Ich habe meine Philosophie von den »Relevanten Strukturen« inzwischen um eine wichtige Komponente erweitert. Es gibt jetzt »Das Buch übers Loslassen von Dushan Wegner«.

Die Frage ist nicht, ob die Krisen tiefer und heftiger werden – sie werden. Zu viele mächtige Leute verdienen zu gut an Dauerkrise, als dass absehbar allzu viel Entspannung zugelassen würde.

Und doch wollen wir, jeder auf seine Weise, trotz all der Krise so etwas wie Glück finden, vielleicht sogar Zufriedenheit.

Ich bleibe dabei, was ich 2016 in einem weiteren der frühen Essays schrieb: »Es gibt kein Recht auf Dummheit!« (Die Partei, auf die ich mich bezog, sitzt heute in der Regierung – und ja, sie sind »gefährlich wie ein Affe mit Maschinengewehr«.)

Im Persönlichen sind wenige Gewohnheiten heute so wichtig wie der Wille zur Klugheit – und praktische Klugheit bedeutet, alles Unwichtige dringend loszulassen.

Nein, das Loslassen des Weniger Wichtigen ist nicht »alternativlos« – die Alternative zum Loslassen besteht aber darin, sich zu verzetteln.

Deine Zeit, deine Mittel und deine Energie sind endlich. Wenn du tun willst, was dir wirklich wichtig ist, lass alles Übrige los.

An dieser Stelle, im Essay Nr. 1.500 ist es mir wirklich wichtig, einem jedem Einzelnen von Ihnen, liebe Leser, zu danken. Ich schreibe dies für Sie, und ichbin dankbar, dass ich für Sie schreiben durfte.

Ich danke auch einem von Ihnen, die Sie mich mit Ihren Leserbeiträgen unterstützen. Ich weiß, wie hart Sie für Ihr Geld arbeiten, und was es bedeutet, wenn Sie einen Teil davon abgeben, damit ich diese Arbeit leisten kann.

Ich danke extra herzlich den Korrektoren und allen anderen Helfern »hinter den Kulissen«. Auch ohne euch wäre dies alles nicht möglich. Ihr wisst, wer ihr seid!

Und ich möchte Sie um Entschuldigung bitten, gleich dreifach. Entschuldigung, wenn ich mal die Worte zu harsch wählte. Entschuldigung, wenn ein Text Ihren – oder im Nachhinein: meinen – Ansprüchen an Qualität nicht genügte. Und, nicht zuletzt: Entschuldigung, wenn ich Ihre E-Mails unbeantwortet ließ.

Man wagt kaum, allzu viele Vorhersagen darüber zu treffen, wo wir in 1.500 weiteren Essays stehen werden.

Ich bin recht sicher, dass wir an unseren Werten der ersten Stunden festhalten werden. Zu Ende zu denken, auch und gerade in der Krise und der Aufregung, wird eine seltene und doch so wichtige Tugend bleiben.

Unser Glück wird weiter davon abhängen, ob es uns gelang, unsere relevanten Strukturen zu kennen und zu stützen. Unsere innere Stabilität wird davon abhängen, ob wir den Mut und die Kraft aufbrachten, all das loszulassen, was uns vom Wichtigen abhielt.

Wir sind in diesen 1.500 Essays andere Menschen geworden. Älter, klar, aber auch abgeklärter – und hoffentlich klüger.

Was auch immer die nächsten 1.500 Essays bringen – ich werde mein Bestes geben, den Wahnsinn der Zeit würdig zu protokollieren – und werde immer nach einem »geistigen Gegengift« suchen.

Für jetzt aber zuerst dieses: Danke, liebe Leser, dass ich für Sie schreiben darf!

Weiterschreiben, Wegner!

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