Dushan-Wegner

08.09.2023

ÜBER DAS NEGATIVE SCHREIBEN

von Dushan Wegner, Lesezeit 8 Minuten, Bild: »Yachting Down Under«
Sollten wir negative Nachrichten ignorieren? Nein! Das Böse und die Heuchelei haben Einfluss auf unsere Realität, so oder so. Doch nur, wenn wir hinschauen, können wir uns schützen – oder sogar etwas dagegen tun!
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Ich lese jede Ihrer Mails, und ich versuche möglichst viele davon zu beantworten. Manche Mails danken und loben – und ich danke zurück! Einige Mails weisen auf Rechtschreibfehler hin – auch dafür immer wieder sehr herzlichen Dank! Und einige Mails kritisieren mich auch, das gehört zum »Geschäft«.

Diese Woche aber war unter den kritischen Mails eine, die mich – ich weiß nicht so recht, warum – berührte, und das auf keine schlechte Weise.

Sinngemäß kritisierte die Leserin, dass ich so häufig und wortreich über Negatives schreibe. Es gäbe doch so viele wunderbare Projekte und Initiativen in Deutschland. Menschen, die nicht jammern, sondern das Land wirklich besser machen. Und zwar nicht mit dubiosen NGOs, die auf Propaganda-Silberlinge von der Regierung oder demokratiegefährdenden Stiftungen hoffen. Sondern etwa Schulen und lokale Märkte, die das stärken, was wirklich wichtig ist (und das ich die »relevanten Strukturen« nenne).

Es gibt so viel Gutes und Schönes, warum schreibe ich dann über das Böse und das Hässliche?

Auf der Liste finden sich, während Sie diesen Text online lesen oder ausdrucken, genau 2,036 Essays – wow! Und ja, viele davon könnten an der Oberfläche und auf den ersten Blick »negativ« wirken.

Diese Leser-Mail war über die Jahre wahrlich nicht die erste ihrer Art. Doch sie bewegte mich mehr als üblich.

Ich will versuchen, meine »Negativität« zu erklären – auch mir selbst! Lassen Sie mich das bitte anhand einer aktuellen negativen Meldung versuchen.

Nach Venedig schippern

Betrachten wir etwa ganz aktuelle Meldungen über einen Herrn Spielberg.

Wir kennen Steven Spielberg als den megareichen Regisseur von Filmklassikern wie »Jaws« (1975), »ET« (1982), »Indiana Jones« (ab 1981) oder »Schindlers Liste« (1993).

Und Steven Spielberg erklärte, die Erwärmung der Erde versetze ihn in Schrecken. Die Erwärmung der Erde sei wissenschaftliche Realität, kein politischer Trick. (Wörtlich: »I am terrified of it, global warming is a scientific reality, it’s not a political trick«, siehe YouTube.)

Spielberg verrät sich, indem er betont, die ganze Klimapanik sei »kein politischer Trick«. Etwa wie wenn ein Kleinkind die Mutter an der Tür begrüßt, und erklärt: »Hallo Mama, die Vase ist von allein vom Tisch gefallen!«

Wenn die Klima-Erwärmung Herrn Spielberg »in Schrecken versetzt« und es »kein politischer Trick« ist und es angeblich das Kohlendioxid ist, das die Erde so erwärmt, dann müssten wir das doch an Herrn Spielbergs realen Handlungen erkennen – oder?

Nun, gleich nachdem Herr Spielberg obiges Schreckenszitat in die Kameras sprach, stieg er in ein CO2-speiendes Privatflugzeug (dailymail.co.uk, 20.7.2022).

Es wurde ausgerechnet, dass sein Privatjet allein in den 2 Monaten nach jenem Interview mehr als 116.000 Dollar an Kerosin vebrannte (dailymail.co.uk, 22.8.2022).

Aber der gewöhnliche Bürger soll bitte sein Auto verschrotten lassen, seine Heizung herunterdrehen und auf keinen Fall Plastikstrohhalme benutzen.

Doch Steven Spielberg ist mit seiner Super-Heuchelei wahrlich nicht allein! Ob Schauspieler Leo di Caprio oder Sängerin Taylor Swift, man kann sich darauf verlassen: Je lauter die Klima-Klappe, desto mehr CO2 produzieren diese Leute, im Luxus schwelgend.

Wir wissen von Politik und Prominenten, dass sie das Leben der Bürger aufs Spiel setzen, aber für sich selbst buchstäblich Burggräben bauen (siehe Essay vom 22.7.2019). Wir wissen, dass Prominente in der Coronapanik für die Kameras »Coronatheater« spielten, aber privat wie eh und je ihre Bussi-Bussi-Partys feierten.

Und wir wissen, dass nicht nur prominente Klimapaniker wie Herr Spielberg privat selbstbewusst CO2-produzierend unterwegs sind. Und auch, dass der »gewöhnliche« Klimakleber, der gerade nicht dafür bezahlt wird, perfide Anschläge auf Deutschland zu verüben, schon mal in den Fernurlaub nach Bali fliegt. (Dass Grünen-Wähler besonders viel fliegen, ist ja Allgemeinwissen. Dafür haben sie aber ein schlechtes Gewissen, siehe tagesspiegel.de, 19.7.2019 – und zum Ablass wählen sie dann die Grünen. Du kannst die Menschen aus der katholischen Kirche bekommen, aber nicht die katholische Kirche aus den Menschen.)

Doch es gibt auch eine ganz aktuelle Meldung zu Herrn Spielberg.

Hat er den Privatjet-Flügen abgeschworen?

Wird er seine Villen verkaufen, das Geld spenden und in eine klimaneutrale 2-Zimmer-Wohnung ziehen?

Mitnichten.

Herr Spielberg hat sich eine neue Jacht bauen lassen. Letztes Jahr wurde sie geliefert.

Das Ding ist 109 Meter lang. Bei YouTube sehen Sie die riesige neue Jacht noch in der Werft (dieselbe Werft baut auch für Jeff Bezos).

Es ist nicht Spielbergs erste Jacht. Seine vorherige Superjacht war aber »nur« knapp 86 Meter lang (johnchow.com, 10.6.2022), viel zu kurz für einen so angesehenen Klima-Aktivisten. Er verkaufte sie also für 150 Millionen US-Dollar an den kanadischen Stahl-Milliardär Barry Zekelman.

Und nun gibt es – endlich! – Fotos von Steven Spielberg und seiner Frau Kate Capshaw, wie sie mit ihrer neuen Superjacht an der italienischen Riviera ankommen (dailymail.co.uk, 3.9.2023). Mit 4.813 Pferdestärken verfügten die Dieselmotoren auch über genug Power, um den Klima-Aktivisten sicher und ruhig übers Meer zu den Filmfestspielen von Venedig zu schippern.

Die Story um Spielbergs Klima-Aktivismus erinnert ein wenig an jenen deutschen »Schrauben-Milliardär«, der öffentlich verkündet, die Grünen zu wählen, aber genauso öffentlich wie fröhlich seine Superjacht den Diesel verbrennen lässt.

Ich erwähne ihn im Essay vom 18.1.2023. Der Titel jenes Textes lautet übrigens »Risse in die Panik-Narrative«, und dieser Titel könnte (zum Teil) erklären, warum ich über Negatives schreibe.

Unerträgliche Bürden

Wir erleben ja täglich, wie Prominente, in der Metapher von Heinrich Heine, »heimlich Wein trinken und öffentlich Wasser predigen«. (Nur eben mit der Modernisierung, dass heute der Wein nicht mehr »heimlich« getrunken wird; man tut es öffentlich, als zynische Machtdemonstration, und lässt den, der auf die Heuchelei hinweist, als »Rechtsextremen« diffamieren.)

Die Heuchelei der Mächtigen ist ja wahrlich nicht neu! Schon Jesus schimpfte über die zum Gattungsbegriff gewordenen Pharisäer, denn sie »binden schwere und unerträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf die Schultern; aber sie selbst wollen keinen Finger dafür rühren« (Matthäus 3:4).

Und auch unsere Zeit hat ihre »Pharisäer«. Vor einiger Zeit war es sogar Mode, dass sie sich selbst das neue Wort für diese Art von Heuchlern anhefteten und sich selbst »Gutmensch« nannten, ob die »Gutmenschen« nun »Woelki«, »Müller« oder »Maier« heißen. Mal bröckelte die Fassade wie schlecht sitzende Tünche auf Gräbern voller Knochen und Unrat. Mal betraf es die Gutmenschen plötzlich selbst – und prompt wurden sie zu Bösmenschen.

Ich beschreibe diese Heuchelei, und diese Heuchelei ist ohne Zweifel negativ. Doch ich gebe mein Bestes, es nicht dabei zu belassen.

Gegen das Gift

Wenn ich eine Lüge als solche benenne, tue ich es doch, weil mir die Wahrheit ein so hoher Wert ist! Ich will uns dagegen immunisieren, uns von Autoritäten verführen zu lassen, unseren Verstand abzuschalten und offensichtliche Lügen wie Wahrheit zu behandeln. Wir kennen doch jeder viel zu viele Nachbarn, Kollegen, ja sogar Familienmitglieder, deren geistiges Immunsystem kollabierte und denen die »offizielle Wahrheit« die seelische Blutbahn vergiftete.

Die Lügen aufzuzeigen wirkt wie eine aktive Impfung, welche die Seele darin trainiert, Lügen abzuwehren – jeden Tag, vieltausendfach.

Ich zeige natürlich die Heuchelei auf, um uns gar nicht erst auf die Idee kommen zu lassen, diese Gestalten als moralische Autoritäten zu akzeptieren. Ja, einige von denen sind charismatisch, und sie haben PR-Berater und womöglich ein TV-Team hinter sich – doch sie bleiben Heuchler.

Dies über allem

Ich zeige die Heuchelei auch zu unserem eigenen, sehr konkreten Nutzen auf!

»Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?«, fragt Jesus (Matthäus 16:26a)

Ob du im Leben finanziell erfolgreich oder erfolglos bist – wenn du dich selbst belügst, nimmst du Schaden an deiner Seele. Wenn ich über Heuchelei schreibe, zitiere ich abschließend immer Shakespeares Hamlet, 1. Akt, 3. Szene: »This above all: to thine own self be true« – »dies über allem: zu dir selbst sei wahrhaftig«, oder auch: »dir selbst bleibe treu«. (Essays damit: 12345678910)

Ich habe ein sehr »positives« Buch geschrieben, nämlich das von den relevanten Strukturen, die es zu stärken gilt. Später habe ich dann ein augenscheinlich höchst »negatives« Buch hinzugefügt, nämlich das Buch übers Loslassen.

Doch natürlich sind die beiden Bücher im Yin-und-Yang-Sinn gedacht: Nur wer das (ihm) Unwichtige loslässt, kann auch das (ihm) Wichtige mit ganzer Kraft greifen und festhalten.

Es verhält sich ja wie in jenem Geschichtchen (siehe etwa Essay »Walden, steht deine Hütte noch?«) vom Meister, der den Schüler einen Apfel wählen lässt, und dann erklärt: »Du hast dich gegen alle anderen Äpfel entschieden. Wer sich für das eine entscheidet, der entscheidet sich darin auch gegen alles andere!«

Jede positive Entscheidung ist auch eine negative Entscheidung, schon weil die Zeit nur in eine Richtung läuft, und weil unsere Aufmerksamkeit wie auch unsere Lebensspanne begrenzt sind.

Grimmige alte Männer

Ich schreibe über die Lügen und die Heuchelei und bewerte diese durchaus negativ. Zum Schluss meiner Texte fordere ich uns auf, selbst zu suchen, was richtig und wahrhaftig ist. Alles prüfen, wenig glauben, selbst denken. Seine Kreise ordnen und die relevanten Strukturen stärken.

Doch der Vorwurf, dass ich weit mehr darüber schreibe, was man nicht tun soll, als was man konkret tun soll, wäre absolut richtig.

Es sind schon jetzt zu viele falsche Propheten unterwegs, zu viele Scharlatane, Bessermenschen und Propagandisten, die den Menschen sagen, dass sie dies oder jenes zu tun hätten.

Mir selbst sind die Propheten des alten Testaments sympathischer. Ich mag sie durchaus, diese grimmigen Bärtigen, in gerechter Wut das Volk mit Worten auspeitschend, all die Verfehlungen aufzählend und mit dem Gottesgericht drohend – und als positive Aussage genügt ihnen schlicht: Bekehrt euch.

Was mehr sollte es auch brauchen? Die Menschen wissen doch, was wahr und gut ist – man muss (sie und sich selbst!) »nur« dazu anstoßen, es selbst zu suchen. Immer wieder und mit täglich frischem Blick.

Unsere Jobs

Ich bin glücklich und dankbar, dass es Menschen gibt, die Schulen gründen und gesundes Essen aus privatem Anbau anbieten, die lokale Strukturen stärken und den Menschen schlicht daran erinnern, dass er ein Mensch ist.

Wären alle Menschen um mich herum wütende Essayisten gewesen, die ihre Weltwarnungen aufschreiben und auf die Heuchelei der Mächtigen schimpfen, hätten meine Kinder keine so lieben, Segen bringenden Lehrer gehabt.

Und doch scheint es mir wichtig, dass jemand darauf hinweist, dass die Lügen der Mächtigen, ob Klimalüge oder Lügen rund um Corona, eben das sind: Lügen.

Ich gelobe aber, in Zukunft (noch) bewusst(-er) darauf zu sehen, was gut und schön ist und wo Menschen die Welt gegen alle Widrigkeiten wirklich besser machen.

Doch mein erster »Job« bleibt, den Wahnsinn unserer Zeit aufzudröseln, den Irrsinn zu durchleuchten und die Heuchelei in ihrem ganz großen Kontext zu benennen. Ich will die Realität verstehen, um nicht in ihr unterzugehen.

Und dein »Job«, lieber Leser, bleibt weiterhin und jeden Tag: Prüfe alles, glaube wenig, denke selbst. Ordne deine Kreise, und ordne sie klug. Denn: Am Ende gewinnt immer die Realität.

Weiterschreiben, Wegner!

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